Seit jeher ist die Brücke ein Sinnbild für den Übergang, führt sie doch von einem Ufer zum nächsten. In Helmut Käutners Film Unter den Brücken (1945) steht die Brücke nicht nur im Zweidimensionalen für den Übergang zwischen zwei Ufern, im übertragenen Sinne zwischen zwei Lebensabschnitten. Der Regisseur erweitert die Perspektive ins Dreidimensionale und stellt die Frage nach der Rolle der räumlichen Verortung des Einzelnen zu diesem Übergang.

von Helena M. Stock

„Wasser bindet mich an deinen Namen“, hat der palästinensische Dichter Mahmud Darwish einmal geschrieben und dabei vermutlich an das sanft schimmernde Mittelmeer vor der Levante gedacht; an die Elbe bei Wittenberge jedenfalls eher nicht. 2008 ist Darwish gestorben und hat damit – als wäre das seine Schuld – eine Welle der Bestürzung ausgelöst. Dass er seine letzten Lebensjahre dazu genutzt hätte, Yella (2007) von Christian Petzold zu schauen, ist gänzlich unwahrscheinlich; dass Petzold, diese Maschine der Intertextualität, aber einige Texte von Darwish gelesen haben könnte, liegt im Bereich des Vorstellbaren. In Yella jedenfalls bindet das Wasser die gleichnamige Hauptfigur nicht an irgendeinen Namen, sondern an Thanatos: Wo Wasser ist, ist der Tod.

von Jascha Winking