Als es darum ging, das Thema für unsere Patenschaft bei der aktuellen Runde der Indiebookchallenge auszuwählen, schien das Motto „Lies ein Buch ohne den Buchstaben ‚A‘ im Titel“ eine machbare Herausforderung zu sein. Auf’s A lässt es sich doch sicher verzichten, viel eher noch als auf das E (der häufigste Buchstabe in deutschen Texten sowie in diversen europäischen Sprachen). Und selbst das ist möglich, man denke nur an Georges Perecs Roman-Experiment La Disparition von 1969: ein Buch, in dem Perec komplett ohne den Buchstaben E auskommt.

von Larissa Plath

Es war Ende der Achtziger, als die Schriftstellerin Najat El Hachmi mit ihrer Mutter Marokko verließ, um ihrem Vater nachzuziehen, der damals bereits eine Zeitlang nahe Barcelona lebte. Es war dieselbe Zeit, ebenfalls Ende der Achtziger, als sich in Saragossa – gar nicht allzu weit entfernt von der katalanischen Metropole – die Jungs von „Héroes del Silencio“ um ein Blatt Papier versammelten und eine der großen Hymnen der spanischen Rockgeschichte niederschrieben: Entre dos tierras – zwischen zwei Welten. Es ist nicht überliefert, ob El Hachmi, die mittlerweile sechs Bücher auf Katalanisch geschrieben hat, das Lied der „Héroes del Silencio“ auf ihrer Reise ins neue Leben gehört haben könnte. Für die namenlose Protagonistin ihres kürzlich auf Deutsch erschienenen Romans Eine fremde Tochter (Orlanda-Verlag, übersetzt von Michael Ebmeyer) könnte „Zwischen zwei Welten“ aber jedenfalls ein Lebensmotto sein: Die junge Frau, gerade mit der Schule fertig, lebt hin- und hergerissen zwischen den traditionellen marokkanisch-berberischen Werten ihrer Mutter, mit der sie eine winzige Wohnung in der katalanischen Kleinstadt Vic bewohnt, und dem verheißungsvollen Leben der europäischen Jugend, das sich im nahen Barcelona konzentriert.

von Jascha Winking

Die Ausgangssituation erscheint simpel: Der*die namenlose Erzählerin schreibt für ein Frauenmagazin den Fortsetzungsroman und hat nun, nachdem die Situation sich seit Längerem darauf zugespitzt hat, ein vom Chefredakteur gefordertes Ende der Geschichte verfasst. Doch hier hört es schon auf mit dem Simplen und das Seltsame betritt die Bühne. Denn irgendetwas scheint mit dem Ende der Geschichte nicht in Ordnung zu sein. Warum sonst findet sich ihr*e Verfasser*in in einem Verhör wieder, wird beschuldigt, am Verschwinden einer Person beteiligt zu sein? Handelt es sich etwa doch, wie von der*dem Verfasser*in befürchtet, um mehr als bloße Fiktion?

von Kerstin Kiaups

Die folgende Kurzgeschichte wurde über den Verlauf mehrerer Monate seit Beginn der Corona-Pandemie verfasst. Es handelt sich um einen Text, der sich an der Entstehungsart des ‚Cadavre Exquis‘ orientiert: Bei dieser im Surrealismus entwickelten Methode erzählen mehrere Schreibende nacheinander ein Fragment einer Geschichte, ohne jedoch zu wissen, was im vorangehenden Teil steht. Für den Start wurden die Stichworte „Handschuh“, „Reise“ und „Hamster“ festgelegt – und das ist daraus geworden:

Falls ihr Studierende der Bergischen Universität Wuppertal seid und euch für literarisches Schreiben interessiert, haben wir gute Neuigkeiten für euch: Im Rahmen der neu gegründeten NRW-Schreibakademie bietet die BUW eine Schreibwerkstatt mit dem Namen „Kolleg des Schreibens NRW“ an. Unter der Leitung von Gunther Geltinger (Autor) und Dr. Wilhelm Trapp (Lektor; Rowohlt Berlin Verlag) finden an drei Wochenenden aufeinander aufbauende Seminarsitzungen statt, in denen gemeinsam mit Expert*innen an den eingreichten Texten der Teilnehmer*innen gearbeitet wird. Auch allgemeine Fragen zur Literatur und zum Literaturbetrieb werden diskutiert und erörtert.

Weiterführende Informationen rund um das Kolleg des Schreibens NRW, die Ansprechpartner*innen und die Bewerbung für die Teilnahme (Frist: 16.05.2021) finden sich auf der Website der Bergische Universität Wuppertal.

Seit jeher ist die Brücke ein Sinnbild für den Übergang, führt sie doch von einem Ufer zum nächsten. In Helmut Käutners Film Unter den Brücken (1945) steht die Brücke nicht nur im Zweidimensionalen für den Übergang zwischen zwei Ufern, im übertragenen Sinne zwischen zwei Lebensabschnitten. Der Regisseur erweitert die Perspektive ins Dreidimensionale und stellt die Frage nach der Rolle der räumlichen Verortung des Einzelnen zu diesem Übergang.

von Helena M. Stock

„Wasser bindet mich an deinen Namen“, hat der palästinensische Dichter Mahmud Darwish einmal geschrieben und dabei vermutlich an das sanft schimmernde Mittelmeer vor der Levante gedacht; an die Elbe bei Wittenberge jedenfalls eher nicht. 2008 ist Darwish gestorben und hat damit – als wäre das seine Schuld – eine Welle der Bestürzung ausgelöst. Dass er seine letzten Lebensjahre dazu genutzt hätte, Yella (2007) von Christian Petzold zu schauen, ist gänzlich unwahrscheinlich; dass Petzold, diese Maschine der Intertextualität, aber einige Texte von Darwish gelesen haben könnte, liegt im Bereich des Vorstellbaren. In Yella jedenfalls bindet das Wasser die gleichnamige Hauptfigur nicht an irgendeinen Namen, sondern an Thanatos: Wo Wasser ist, ist der Tod.

von Jascha Winking