Ein letztes Mal öffnen wir ein virtuelles Kalendertürchen für euch, hinter dem sich heute Buchtipps von U bis Z verbergen. Damit ist das Alphabet voll und die Adventszeit geht auf ihren Entspurt zu.
Ihr möchtet noch einmal in die vorangegangenen Türchen blicken? Kein Problem: Die Buchstaben A bis K findet ihr hier, welche Bücher wir für H bis M herausgesucht haben, könnt ihr hier nachlesen und für die Empfehlungen unserer Redaktion am dritten Advent geht es hier entlang!
Wir wünschen allen Leser*innen frohe Feiertage, gemütliche Stunden mit den Liebsten und stets ein gutes Buch, das euch an Weihnachten begleitet!
U Er ist wieder da! Timur Vermes zeigt sich mit seinem neuen Roman U von einer sehr skurrilen Seite, die höchstwahrscheinlich nicht jeden ansprechen wird.
Zu Beginn macht die Geschichte einen recht gewöhnlichen Eindruck: Die Lektorin Anke Lohm ist in einer fremden Stadt und möchte nach einer langen Anreise nur noch nach Hause zu ihrer guten Freundin, um ins Bett zu fallen. Doch es fährt nur der Schienenersatzverkehr. Na toll! Baustelle in der U-Bahn, der Koffer blockiert und dann hat sie die eigentliche U-Bahn verpasst. Zum Glück erfährt sie, dass noch eine andere Linie zu ihrem Ziel fährt. Schnell beeilt sie sich, zum Gleis zu gelangen und steigt ein. Geschafft! Erschöpft schläft sie ein und stellt nach einem kleinen Nickerchen fest, dass der Wagon sich noch nicht in Bewegung gesetzt hat und sie alleine im Abteil ist. Kurz bevor die Bahn endlich startet, springt noch ein junger Mann hineinein. Aus der kurzen Fahrt wird schnell eine Fahrt ohne Ziel. Wurde sie vergessen? Was hat es mit dem Mann auf sich und wann kommt sie endlich an?
Vermittelt werden soll ein Stream of Consciousness, d. h. man taucht in das Bewusstsein der Protagonistin ein und bekommt ihre Gedanken mit die wie Wortfetzen sind. Über den jungen Mann erfährt man nur etwas durch die geführten Unterhaltungen. Außerdem hat man das Gefühl, ein Drehbuch bzw. Regieanweisungen zu lesen, was eventuell daraus resultiert, dass der Autor erst beabsichtigte, ein Drehbuch zu schreiben. Visuell erlaubt Vermes sich eine sehr interessante und witzige Umsetzung, die die skurrile Erzählweise unterstütz und die Leser*innen überrascht. Das Buch ist für jede*n, der*die sich auf eine ungewohnte und experimentelle Lesereise durch die nächtliche Gedankenwelt der Protagonist*innen und ihrer mysteriösen Fahrt begeben möchte, empfehlenswert.
Dieses Buch empfiehlt Raffaela.
V Man beachtet sie eher selten, sieht sie häufig im Wald und im Herbst. Und dennoch sind sie ständig da und spielen eine entscheidende Rolle in unserem Leben, das ohne sie nicht dasselbe wäre: Pilze. In Verwobenes Leben. Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen gewährt der Biologe Merlin Sheldrake Einblicke in die mysteriöse Welt der Pilze. Das in deutscher Übersetzung (aus dem Englischen von Sebastian Vogel) im Ullstein-Verlag erschienene Buch trägt zur – man entschuldige das Wortspiel – Bewusstseinserweiterung bei und wartet mit anschaulich erzählten Erkenntnissen aus Sheldrakes Forschung auf, bleibt dabei jedoch nicht in den Gefilden der Biologie verhaftet, sondern blickt über den Tellerrand hinaus und widmet sich auch gesellschaftlichen Fragestellungen von aktueller Relevanz.
Wem das noch nicht genug ist, der kann auf Sheldrakes YouTube-Kanal vorbeischauen und ihm dabei zusehen, wie er Pilze erntet, verarbeitet und verspeist, die er zuvor in einem Exemplar seines Buches gezüchtet hat, oder dabei zuhören, wie die vertonte Version eines wachsenden Myzeliums (begleitet durch einen von seinem Bruder Cosmo geschriebenen Song) klingt. Sheldrakes Begeisterung für Pilze scheint ansteckend zu sein: Sein Buch wurde nicht nur mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, sondern hat auch eine Modekollektion inspiriert.
Dieses Buch empfiehlt Lara.
W Süßer die Morde nie klingen als zu der Weihnachtszeit…
Dass sich neben dem Plätzchenbacken mit der Oma, dem Weihnachtsmarktbesuch mit Freund*innen oder dem Genuss eines Tees eingekuschelt auf dem Sofa nicht nur Besinnliches in der Weihnachtszeit ereignet, zeigen elf kurze Krimis aus der Oberpfalz, die gesammelt im Buch Wenn der Krampus zweimal klingelt erschienen sind.
Autoren wie Horst Eckert, Tessa Korber oder Sonja Silberhorn erzählen von tragischen Familiengeschichten, kaltblütigen Morden und dem grauenhaften Krampus. Dabei sind die Geschichten stets abwechslungsreich und spannend geschrieben sowie mit einer Portion Humor verfeinert.
Wer also in der ohnehin schon stressigen Weihnachtszeit nicht auf ein gutes Buch verzichten will, kann mit diesen im ars vivendi verlag erschienenen Krimi-Quickies absolut nichts falsch machen.
Dieses Buch empfiehlt Sina.
X … wir haben es wirklich versucht, aber: Unsere Bücherregale wollten partout nichts zu diesem Buchstaben hergeben. Wir spielen also an dieser Stelle unseren Alphabets-Joker, sodass hier kein Buchtipp zu lesen ist.
Merry X-Mas wünscht die Auf der Höhe-Redaktion!
Y Ab wann wird Liebe zur Besessenheit?
Eine mehr als eindeutige Antwort auf diese Frage gibt die amerikanische Psychothriller-Serie You, die auf den Büchern von Caroline Kepnes basiert.
Alles beginnt mit dem charmanten Buchhändler Joe Goldberg (Penn Badgley) aus New York, der sich in seine Kundin Guinevere Beck (Elizabeth Lail) verliebt. Er fängt an, Internetrecherche über sie zu betreiben, um seinem Glück auf die Sprünge zu helfen. Doch schon bald wandelt sich eine Schwärmerei in ein unwiderstehliches Verlangen. Um sein Ziel zu erreichen und Beck für sich allein zu gewinnen, greift Joe auf erschreckende Methoden zurück: Sabotage, Stalking und sogar Mord.
Auch Staffel 2 und die vor Kurzem erschienene Staffel 3 versprechen neuen Nervenkitzel im gewohnten Joe Goldberg-Stil, der uns stets an seinen Gedanken per Off-Stimme teilhaben lässt. Durch diese logisch verstrickten Gedankengänge gelingt es erstaunlich oft, dass die Zuschauer*innen selbst sabotiert werden und sich teilweise auf die Seite des „liebenswerten Mörders“ Joe schlagen. Man gerät in einen moralischen Zwiespalt: Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, dass er gefasst wird und der unterbewussten Hoffnung, dass er doch aus allem unbeschadet herauskommt, fesselt You die Zuschauer*innen bis zur letzten Minute.
Auf eine Fortsetzung muss auch nicht lange gewartet werden: Eine vierte Staffel wurde bereits angekündigt.
Diese Serie empfiehlt Sina.
Z Die Zeugen ist eine wunderbare literarische Verbeugung vor dem großartigen argentinischen Schriftsteller Jorge Luis Borges: Jaime Begazo – Autor des Romans und gleichzeitig dessen Protagonist – sucht Borges kurz vor dessen Tod in Genf auf, um ihn auf eine Beobachtung anzusprechen, die er während der Lektüre der bekannten Erzählung Emma Zunz aus dem Buch Das Aleph gemacht hat. Details seien nicht verraten, nur so viel: Leser*innen, die die Kurzgeschichten Borges’ kenne und schätzen, werden große Freude an Begazos Hommage und der darin enthaltenen Spurensuche haben. Der Roman umfasst 121 Seiten, erschien 2020 im Kupido-Verlag und wurde von Frank Henseleit aus dem peruanischen Spanisch übersetzt.
Im Detail vorgestellt wurde Die Zeugen bereits im Rahmen der #Indiebookchallenge2021 („Titel ohne A“) von unserer Redakteurin Larissa, zur Rezension geht es hier entlang.
Dieses Buch empfiehlt Lara.