Die Zeit, sie fliegt – und damit steht auch schon der dritte Advent samt unseres vorletzten Beitrags mit Buchtipps quer durchs Alphabet vor der Türe! Heute könnt ihr Empfehlungen von den Buchstaben N bis T lesen.
Ihr seid erst jetzt auf unseren Adventskalender gestoßen? Kein Problem, die Buchstaben A bis G findet ihr hier, zu den Buchtipps H bis M geht es hier entlang! Wir wünschen euch viel Freude beim Lesen und einen gemütlichen dritten Advent.
N In ihrem Roman Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten zeichnet Emma Braslavsky ein eher bedrückendes Bild der Zukunft: Anstatt Nähe und Zuneigung bei ihren Mitmenschen zu suchen, bevorzugen es die Leute, die perfekten Partner*innen in Form von menschenähnlichen Robotern, auch Hubots genannt, einfach bei Firmen wie PersonalPartner oder YoubotLove zu bestellen. Je nach Budget sind diese mit verschiedenen Fähigkeiten ausgestatteten und werden daher nicht selten als Statussymbole vorgeführt. Doch die Rechnung geht nicht auf: Ebenso hoch wie die Abonnements der automatisch erstellten und per Postbotendrohne zugestellten Liebesbriefe ist die Zahl der Selbstmorde.
Um dem wachsenden Problem von nicht durch Angehörige übernommenen Beerdigungskosten zu begegnen, wurde ein Selbstmorddezernat eingerichtet. Dessen dürftige Erfolgsquote soll ausgerechnet mithilfe der Hubot-Ermittlerin Roberta Köhl angehoben werden. Die Leser*innen begleiten sie dabei, wie sie versucht, sich in dieser Welt zurechtzufinden und ihren ersten Fall erfolgreich zu lösen und jemanden zu finden, der die Kosten für eine Bestattung übernimmt. Dabei beweist sie ein Feingefühl und eine Sensibilität, die den echten Menschen abhandengekommen zu sein scheint und die sie von ihren Kolleg*innen unterscheidet. Wer ist hier also (nicht) menschlich?
Braslavskys Roman erweist sich als subtile Kritik an gesellschaftlichen Entwicklungstendenzen und regt seine Leser*innen zum Nachdenken an über Fragen wie die nach der Menschlichkeit, der Partizipation und der Gleichberechtigung – ein Roman, der sich gerade zwischen den Feiertagen in die Hand zu nehmen lohnt.
Dieses Buch empfiehlt Helena.
O Ohne Geld bis ans Ende der Welt ist ein spaßiger und abenteuerlustiger Reiseroman vom Journalisten Michael Wigge, der auf ungewöhnliche Weise das Ende der Welt erreichen will: die Antarktis. Ohne einen Cent in der Tasche macht er sich per Anhalter von Berlin auf den Weg nach Antwerpen, wo er mit einem Containerschiff nach Montreal fahren will. Auf dem Schiff muss er allerlei Arbeiten verrichten, denn umsonst ist die Überfahrt nicht. In Nordamerika angekommen, begibt er sich quer durch die USA auf den Weg nach Südamerika, wobei er allerhand Situationen meistern muss. Mal arbeitet er als privater Butler, hilft auf einer Farm aus oder erzählt für einen Pesos Passanten seine Abenteuer. Unzählige Male fragt er sich nach kostenlosen Mahlzeiten durch und geht sogar containern. Mal übernachtet er in seinem Zelt vor der Golden Gate Bridge, nutzt die Gelegenheit, bei Freunden und netten Tanten von Freunden zu übernachten oder probiert Couchsurfing aus. Allgemein lernt er viele Leute auf seiner Reise kennen, die ihm auf die ein oder andere Weise helfen. Er wird von Amish herzlich aufgenommen, die ihm ein Fahrrad schenken, mit welchem er durch Ohio fährt. Mit einem Mustang geht es über die Route 66 nach Las Vegas, dann nach San Francisco und Los Angeles. Dort entscheidet er sich für einen ungeplanten Abstecher nach Hawaii. War seine Reise zu Beginn noch recht einfach, wird sie in Südamerika immer schwieriger. Manche Nächte muss er auf spärlichen Bahnhofsbänken auskommen oder sogar mal hungern. Schafft er es, seine Pläne umzusetzen oder bricht er so nah am Ziel ab?
Michael Wigges ungewöhnliche Abenteuer sind lustig und leicht beschrieben und regen dazu an, gleich selber losziehen zu wollen. Selbst die schwierigste Situation meistert er und lässt sich nicht unterkriegen. Ohne Geld bis ans Ende der Welt ist insgesamt ein sehr positives und spaßiges Buch, das zeigt, dass man seine Ziele erreichen kann und dass es doch noch viel Gutes auf der Welt gibt.
Dieses Buch empfiehlt Raffaela.
P Die Handlung in Zoë Becks Krimithriller Paradise City spielt im futuristischen Frankfurt, einer großen Mega-City mit vielen technologischen Fortschritten. Die Menschen leben in einer digitalisierten Welt, in der Soziale Medien zum alltäglichen Leben gehören.
Die Protagonistin des Romans Liina ist Journalistin und wird von ihrem Chef Yassin in die Uckermark geschickt, um eine Meldung über eine dort gefundene Leiche zu überprüfen. Als Liina nach Frankfurt zurückkehrt, wird ihre Kollegin Kaya tot aufgefunden und ihr Chef liegt im Koma, nachdem er vor einem Zug gesprungen ist. Beide Personen waren an der Recherche über die Leiche involviert. Das Redaktionsteam bestehend aus Özlem, Liina und Ethan versucht herauszufinden, wer der Mörder ihrer Kollegin ist und weshalb Yassin versucht hat, Suizid zu begehen.
Becks Roman ist ein zeitgemäßer Text und hat einen aktuellen Realitätsbezug zur jetzigen Corona-Situation, da die Themen Pandemie, Spaltung, Verschwörung, Überwachungsstaat, Genforschung, Genmanipulation und Gesundheit am Ende des 22. Jahrhunderts eine brisante Rolle spielen.
Dieses Buch empfiehlt Anthoula.
Q Glücklicherweise hat Marc-Uwe Kling nicht bloß einen, sondern gleich zwei Romane verfasst, die mit diesem doch etwas schwierigen Buchstaben beginnen: QualityLand. Ob als Hörbuch vom Autoren selbst eingesprochen oder doch ganz konventionell zum Lesen, die im komisch-dystopischen Zukunftsszenario spielenden Erzählungen rund um den Protagonisten Peter Arbeitsloser unterhalten. Durch eine ungewollte Drohnenlieferung (Inhalt: ein rosafarbener Delphinvibrator) aus seinem Alltagstrott gebracht, beginnt Peter sein Dasein im „besten aller Länder“ zu hinterfragen. Er begibt sich auf eine Heldenreise, auf der er von allerlei defekten Maschinen begleitet wird.
Die Hörbuch-Empfehlung zum ersten Teil kann hier nachgelesen werden, zur Rezension des zweiten Teils geht es hier entlang.
Diese Bücher empfiehlt Lara
R Falls noch nicht ohnehin schon bekannt, sei hiermit eine dringende und generelle Hörempfehlung ausgesprochen: Die Musiker*innen von „Scott Bradlee’s Postmodern Jukebox“ covern (mehr oder weniger) aktuelle Songs und setzen diese in Arrangements um, die grob mit dem Begriff ‚Vintage‘ umrissen werden könnten. Heraus kommt Musik mit zwar bereits bekannten Texten, jedoch ungewöhnlichen Umsetzungen. Wunderbar sind auch die Albumtitel; für unseren Adventskalender steht 33 Resolutions Per Minute exemplarisch für alle Alben der PMJ Pate. In diesem Sinne: Einfach reinhören und mitreißen lassen! Wer Gefallen an der Musik findet, kann eventuell sogar noch eines der beliebten Konzerttickets für die Europa-Tour in 2022 ergattern…
Dieses Album empfiehlt Lara.
S Mit seinen fast 1000 Seiten in der deutschen Übersetzung ist der Horrorroman Sleeping Beauties, den Stephen King in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Owen King verfasst hat, ein interessantes, schreckliches Pendant zum Märchen von Dornröschen: In einer kleiner Stadt namens Dooling in West Virginia wachen die Frauen nicht mehr auf. Ein Schwarm voller Motten verbreitet seine Sporen und lässt nur den weiblichen Teil der Bevölkerung in einen langen dornröschenartigen Schlaf verfallen. Diese Schwärme vermehren sich in der gesamten Welt, sodass bald Chaos und Gewalt herrschen. Trotz der erfolglosen Versuche einiger mutiger Menschen, die Frauen zu wecken, wacht eine Frau namens Evie Black von alleine auf.
Was es mit den mysteriösen Geschehnissen auf sich hat und ob dieser Schwarm Motten aufgehalten werden kann, erfahrt ihr nur, wenn ihr dieses spannende Meisterwerk mit seinen Wendungen und vielfältigen Charakteren selber lest!
Dieses Buch empfiehlt Anthoula.
T
„In den ersten Wochen nachdem er in seine Dienstwohnung eingezogen war, befand sich Turek in Hochstimmung. Er rief den Jalousien zu, herunterzufahren, und sie taten es; er rief nach Alexa, wie der Adel des 18. Jahrhunderts nach einem Butler geklingelt hatte, […]“
Die in Technophoria erzählte Welt kommt gar nicht mal so sehr futuristisch daher, wagt aber dennoch einen Blick auf die Möglichkeiten, die die Zukunft bereithalten könnte. Smart Cities versprechen, für die darin lebenden Menschen für ein stets optimales Wohnumfeld zu sorgen – alles voll automatisiert, versteht sich. Dass aber auch eine in solchen Bedingungen existierende Gesellschaft und die mit ihr koexistierenden technischen Wesen nicht problemlos funktionieren, zeigt der Roman von Niklas Maak auf (Stichwort: selbstfahrende Autos werden von herkömmlichen gemobbt) und verhandelt gleichzeitig die Grenze zwischen Mensch und Maschine.
Dieses Buch empfiehlt Lara.
Weiter im Alphabet geht’s am 4. Advent!