Bei allem Auf und Ab in diesem verrückten Jahr und trotz aller Widrigkeiten gab es für uns doch eine Konstante, die uns stets – wenn auch anders als sonst – begleitet hat: die Literatur.
Mit dem heutigen Einblick in unser Lesejahr beschließen wir unseren Adventskalender und wünschen euch ein frohes Weihnachtsfest und gemütliche Feiertage!
Lara las:

Aus einem ersten Impuls heraus hätte ich behauptet, dass, bedingt durch die wahnsinnigen Ereignisse in diesem Jahr, bei mir 2020 eher eine Leseflaute geherrscht hat. Ich kann mich zumindest nur an wenige Momente erinnern, in denen ich es mir auf einem Sessel bequem gemacht und mich voll und ganz einem Buch gewidmet habe, wie es sonst meine Art ist. Bei einem Blick in mein Bücherregal und in mein Lesebüchlein, in dem ich besonders gute, aber auch schlechte Lektüren notiere, wurde ich allerdings eines Besseren belehrt: Auch in diesem Jahr habe ich einige Bücher gelesen, jedoch sind mir scheinbar nur wenige davon in positiver Erinnerung geblieben. Unter den Romanen, die mich eher weniger begeistern konnten, waren Juli Zeh – Leere Herzen (trotz vielversprechender Prämisse hat mich der Roman leider nicht gepackt) und Lars Lenth – Der Lärm der Fische beim Fliegen (angeblich ein Krimi… nun ja). Gut unterhalten habe ich mich unter anderem von Georg Klein – Libidissi (verwirrend und packend, faszinierende Verwendung von Sprache), David Walton – The Genius Plague (ein großartig geschriebener Thriller, bislang nur auf Englisch erhältlich), Niklas Maak – Technophoria (düsteres Szenario einer nahen, stark technisierten Zukunft) und Tom Hillebrand – Qube (ideenreicher Science Fiction-Krimi) gefühlt.
Nun aber zu den Büchern, die es geschafft haben, nicht nur in meinem Notizbuch aufzutauchen, sondern auch in meiner aktiven Erinnerung zu bleiben, weil sie mir so gut gefallen haben: Sibylle Berg – GRM. Brainfuck (ungewöhnlicher und kunstvoller Stil, fragmentarische Erzählung), Christian Alt und Christian Schiffer – Angela Merkel ist Hitlers Tochter (lehrreich und witzig: Wie entstehen Verschwörungstheorien?) und – mein persönliches Highlight des Jahres – Marc-Uwe Kling – QualityLand 2.0 (trotz dass es sich um eine Fortsetzung handelt, wärmt das Buch nicht die Themen des ersten Teils auf, sondern entwickelt Figuren und Plot weiter. Dabei gelingt ein unterhaltsamer Spagat zwischen Technikdystopie und Kling-Humor; meine ausführliche Rezension findet sich hier). Zum Abschluss soll auch der Roman, den ich momentan lese (Thomas Hettche – Herzfaden), und das Buch, auf das ich mich freue, 2020 hoffentlich noch zu beginnen und zu beenden (Andreas Eschbach – Eines Menschen Flügel), nicht fehlen. 2021 kann also kommen; mein einziger Wunsch ist, dass das neue Jahr sich seine Plottwists und wahnwitzigen Ideen für die Erzählungen neuer Romane aufbewahrt und nicht schon in der Realität verwendet…
Nadine las:

Mein Jahr 2020 begann noch relativ leseintensiv, auch Corona konnte daran zunächst nichts ändern. Als im Frühjahr der erste Lockdown kam, konnte ich neben der Arbeit kaum etwas machen und habe somit erst recht zu Büchern gegriffen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mit Begeisterung viele verschiedene Sachbücher zu gesellschaftlichen Themen wie Feminismus und Anti-Rassismus verschlungen. Mittlerweile hat sich berufsbedingt mein Lesetempo und -pensum jedoch drastisch verlangsamt.
Nichtsdestotrotz haben mich im Laufe des Jahres ziemlich viele gute und sehr gute Bücher begleitet – richtige Enttäuschungen waren glücklicherweise nicht dabei. Von einigen wenigen Büchern hatte ich mir etwas mehr versprochen, zum Beispiel Leigh Bardugo – Das Neunte Haus, Susanna Clarke – Piranesi, Rupi Kaur – Home Body oder Margaret Atwood – Die Zeuginnen.
Absolute Highlights waren für mich Ocean Vuongs Auf Erden sind wir kurz grandios (sprachlich sehr poetisches und beeindruckendes Debüt über Identität, Heimat, Familie und Liebe), Salt Slow von Julia Armfield und Das Ende des Bengalischen Tigers von Yoko Ogawa (beides herrlich eigensinnige, düstere und makabere Erzählbände), Margarete Stokowski – Die letzten Tage des Patriarchats (geniale, bissige Sammlung ihrer Kolumnen, die mich zwischen unterstützendem Kopfnicken und ungläubigem Kopfschütteln zurückgelassen hat), Bernardine Evaristos Girl, Woman, Other (grandioser, hochaktueller und vielstimmiger Roman über Women of Color in Großbritannien), Nana Kwame Adjei-Brenyahs Friday Black (unfassbar geniale, satirische Kurzgeschichten über Konsum, Gewalt und Rassismus), F. Scott Fitzgeralds Der große Gatsby (intensiver und stilistisch großartiger Roman über die 20er Jahre und die Illusion von Träumen) und Sally Rooneys Normale Menschen (extrem zeitgenössisches Porträt einer On-Off-Beziehung, das unter die Haut geht).
Damit das nächste Jahr zumindest literarisch gut starten kann, habe ich mir sicherheitshalber auch genügend vielversprechende Bücher zu Weihnachten gewünscht. ;)
Anthoula las:

Da das Jahr 2020 sehr turbulent und zwischen März und Mai nicht viel los war, habe ich es geschafft im Lockdown einige Bücher vom Vorjahr noch zu lesen. Angefangen habe ich mit Diana Gabaldon Feuer und Stein, da ich die Outlander-Serie sehr toll finde und gerne das Buch dazu lesen wollte. Sowohl die Scottish Ghost Stories von James Robertson als auch die unheimlichen Geschichten Flug und Angst von Stephen King und Bev Vincent habe ich abwechselnd am späten Nachmittag oder vor dem Zu-Bett-gehen gelesen; diese zwei spannenden Bücher beinhalten viele unheimliche Kurzgeschichten. Stephen Kings Feuerkind, den ersten Band Switched einer Fantasybuchreihe sowie J. K. Rowlings The Casual Vacancy habe ich im neuen Jahr ebenfalls verschlungen. Dieses Jahr hat mich die englische Literatur sowohl in meinen Freizeitbüchern als auch in meinen Hausarbeiten eingenommen. Über die Weihnachtstage werden noch weitere vielversprechende Bücher hinzukommen!