Buchliste: Neustart

Ein neuer Monat, ein neues Semester, eine neue Jahreszeit – ein frischer Start. Ganz im Gegensatz zu den sprichwörtlichen unbeschriebenen Blättern stellen wir euch in unser heutigen Liste vier Romane vor, die von Neubeginnen nach Schicksalsschlägen, Flucht und Figuren, die den Sinn ihres Lebens überdenken, erzählen.

Anthoula empfiehlt:
Yusra Mardini – Butterfly: Das Mädchen, das ein Flüchtlingsboot rettete und Olympia-Schwimmerin wurde

Der autobiographische Roman von Yusra Mardini, einer berühmten 22-jährigen Leistungsschwimmerin und UN-Sonderbotschafterin des Flüchtlingshilfswerks UNHCR, erzählt die Fluchtgeschichte aus Syrien und den Neustart in Deutschland der damaligen 14-Jährigen. Auf dieses interessante Buch bin ich durch meine jüngere Cousine aufmerksam geworden, die sich vorher eine Dokumentation der Leistungsschwimmerin Yusra Mardini angeschaut hat. 

In Damaskus aufgewachsen, schwimmt und trainiert Yusra mit ihrer Schwester bereits von klein an. Als der Krieg in Syrien ausbricht, sehen sich die zwei Teenager gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und nach Europa zu fliehen. Das überfüllte Schlauchboot droht zu versinken und die zwei Mädchen springen ins Wasser, um das Boot nach mehreren Stunden im Wasser an die griechische Küste zu ziehen und retten allen Flüchtlingen das Leben.

In Berlin angekommen, fangen die Schwestern das Training wieder an, um zu den Olympischen Spielen nach Rio im Jahre 2016 zugelassen zu werden.

Marajka empfiehlt:
Pascal Mercier – Nachtzug nach Lissabon

„Der wirkliche Regisseur unseres Lebens ist der Zufall – ein Regisseur voll der Grausamkeit, der Barmherzigkeit und des bestrickenden Charmes.“

Der Altphilologe Raimund Gregorius verlässt mitten im Unterricht an einem Bonner Gymnasium seinen Arbeitsplatz und besteigt den Nachtzug nach Lissabon. Ausschlaggebend für diesen spontanen Ausbruch aus seinem wohlgeordneten Leben ist ein Buch des Portugiesen Amadeu de Prado, dessen philosophischen Inhalte Gregorius‘ Ansichten über das Leben mehr als beschäftigen und faszinieren. Er begibt sich auf die Suche nach diesem Mann, der gegen die Diktatur Salazars gekämpft hat und der durch seine Handlungen und Erfahrungen Gregorius am Sinn seines bisherigen Lebens zweifeln lassen. Seine Suche ist ein Versuch, seinem Dasein einen neuen Sinn zu geben und aus vergangenen Fehlern zu lernen und ebenso von seinen bereits vorhandenen Stärken zu profitieren und zu wachsen. Er begibt sich auf eine Reise ins Unbekannte, unklar, was in der Zukunft passieren wird. In diesem Roman, der 2013 auch verfilmt worden ist, gibt es zwei Hauptprotagonisten und einige Nebenrollen. Da ist Gregorius, der durch die Lektüre zum Aufbruch verleitet worden ist, und Amadeu Inacio de Prado, der ihn durch sein Werk dazu verleitete. Der Roman spielt sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart und wird durch verschiedene stilistische Mittel in Einklang gebracht.

Anthoula empfiehlt:
Stephen King alias Richard Bachmann – Qual

In Kings packendem Roman wird die Geschichte von Clayton Blaisdell Junior (kurz Blaze) erzählt, der ein Baby aus einer wohlhabenden Familie entführt. Blaze verliert im Alter von drei Jahren seine Mutter, die von einem Lastwagen überfahren wurde. Sein Vater ist Alkoholiker und schlägt ihn, sodass er oft mit Verletzungen zur Schule geht. Als sein Vater ihn die Treppe herunter wirft, wird diesem das Sorgerecht entzogen und Blaze kommt in ein Kinderheim, in dem er genauso schlecht behandelt wird. Auf Grund der Kopfverletzung ist Blaze leicht behindert. Im Kinderheim entwickelt sich zwischen ihm und George eine Freundschaft und die Jungs werden durch Georges Einfälle immer mehr zu Straftätern. Selbst nach Georges Tod hört Blaze die Stimme seines Freundes, die ihn auf die Idee bringt, die Kindesentführung durchzuziehen. Die Geschichte nimmt jedoch eine unerwartete Wendung: Was zunächst wie ein Psycho-Thriller wirkt, wird zu einer rührenden Geschichte, da Blaze beginnt, Fürsorge und Liebe für das Baby zu empfinden. Blaze erhofft sich mit dem Baby einen Neustart in ein neues Leben als Vater und versucht unterzutauchen. Ein Buch, welches nicht nur die Grenze des Wahnsinns, sondern auch den Hoffnungsschimmer auf ein glückliches Leben widerspiegelt.

Daniel empfiehlt:
Olga Grjasnowa – Gott ist nicht schüchtern

In ihrem dritten erschienen Buch stellt die Autorin den syrischen Bürgerkrieg und seine Folgen dar. Auch in diesem Roman greift Grjasnowa ein hochaktuelles Thema zur Flüchtlingspolitik auf. Amal und Hammoudi, die Protagonisten des Romans, sind zwei erfolgreiche junge Menschen: Hammoudi hat sein Medizinstudium absolviert und ist mit Claire verlobt, Amal ist Schauspielerin. Als die Revolution beginnt und die beiden ihr Land verlassen müssen, treibt es die Flüchtlinge auf ein großes Frachtschiff mit mehreren anderen Syrern. Nach ihrer langen Seereise treffen die beiden in Berlin aufeinander, um ihr Leben wieder aufzubauen und sich in einem fremden Land zurechtzufinden.