Den Spruch „Don’t judge a book by its cover“ haben wir ausnahmsweise explizit ignoriert: In unserer heutigen Buchliste würdigen wir vier Romane, die durch ihre besonderen, aufwändigen und außergewöhnlichen Gestaltungen sofort ins Auge stechen.
Lara empfiehlt:
Karen Köhler – Miroloi

Karen Köhlers Roman, der von den misogynen gesellschaftlichen Strukturen auf einer Insel und dem Leben einer jungen Frau, die aufbegehrt, handelt, sticht auf dem Büchertisch in der Buchhandlung sofort ins Auge: Der Buchdeckel scheint wie mit Wasserfarben in einem intensiven Indigo bemalt, das lediglich durch weiße Linien, die an schäumende Wellen erinnern, unterbrochen ist. Kontrastiert wird diese Farbgebung durch die blutrote Innenseite. Bei näherer Betrachtung und vor allem bei der Berührung des Buches wird klar, dass der Romantitel durch eine Prägung in das Cover eingelassen ist. Das für die Bindung der Buchklappen verwendete Material ist rau und strukturiert und fasst sich beim Lesen angenehm an. Der 2019 im Hanser-Verlag erschienene Roman ist wahrlich ein kleines optisches und haptisches Kunstwerk, in dessen Gestaltung mit Sicherheit einiges an Mühe geflossen ist.
Anthoula empfiehlt:
Judith Schalansky – Verzeichnis einiger Verluste

Das kleine, farblich in grauen Tönen, kunstvoll gestaltete Prosabändchen von Judith Schalansky enthält zwölf tiefsinnige Geschichten, zu deren Beginn jeweils ein abgetupftes Bild auf schwarzem Hintergrund illustriert ist. Die Autorin studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign und hatte als Buchgestalterin genaue Vorstellungen, wie sowohl die Inhalte der einzelnen Geschichten als auch das Äußere des Buches als Ganzes den Verlust widerspiegeln. Angefangen mit einer verlorenen Insel namens Tuanaki, gefolgt vom Kaspischen Tiger, Guerickes Einhorn, Sapphos Liebesliedern bis hin zu den Selenographien des Suhler Pfarrers und Freizeit-Astronomen Gottfried Adolf Kinau, erzählt Schalansky in jedem Kapitel eine Geschichte über den Verlust eines Gegenstandes, einer Person oder einer ganzen Stadt mit historischen Belegen. Ein durch und durch poetisch und optisch gelungenes Buch mit interessanten Einblicken!
Nadine empfiehlt:
Michael Ende – Die unendliche Geschichte. Illustriert von Sebastian Meschenmoser

Die Geschichte um den Jungen Bastian Balthasar Bux, der mit Hilfe eines mysteriösen Buchs in die fiktive Welt Phantásiens reist, um dort die kindliche Kaiserin zu retten, zählt zu den Klassikern der phantastischen Literatur. Diese besondere Schmuckausgabe zum 40. Geburtstag des Romans erschien 2019. Künstler Sebastian Meschenmoser hat nicht nur das wunderschöne Cover gestaltet, sondern auch Skizzen und Illustrationen zu verschiedenen Szenen beigetragen, welche die bunten und vielfältigen Landschaften wie Kreaturen vor den Augen der Leserinnen und Leser zum Leben erwecken. Dieses Edition ist eine absolute Freude für jeden Buchliebhaber!
Helena empfiehlt:
Jonas Jonasson – Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Jonas Jonasson lässt den Protagonisten seines Debütromans an dessen hundertstem Geburtstag kurzerhand aus dem Fenster steigen – auf den Besuch des Bürgermeisters samt Presse hat er nämlich keine Lust. Allan Karlsson begibt sich damit auf Reisen und wird schon bald nicht nur von Presse und Polizei gesucht, sondern aufgrund eines mitgenommenen Koffers, in dem er anstatt der erhofften Wechselklamotten 50 Millionen Kronen aus Drogengeschäften findet, auch von der schwedischen Mafia. Zurückgeben – wieso denn? Allan denkt nicht dran! Der Protagonist erweist sich als eigenwilliger Charakter und nicht selten assoziiert man mit ihm einen alten Elefanten, noch lange bevor tatsächlich ein Dickhäuter im Roman auftaucht. Das Buchcover mag seinen Teil dazu beitragen: Auf hellblauem Untergrund hebt sich die braune Tuschezeichnung eines Elefanten im Profil ab. Es scheint, als würde er in sich versunken an dem Betrachter vorbeiziehen. Passenderweise befindet sich der Buchtitel auf einem Kofferanhänger, der so platziert ist, als würde er an dem Ohr des Tieres baumeln – ein Elefant auf Reisen. Der Stil der Covergestaltung hat Wiedererkennungswert und ist derweil charakteristisch geworden für die Romane Jonassons im carl’s books-Verlag.