Ausblick: Die Spielzeit 2020/21 am Schauspiel Wuppertal

Ein Gespräch mit Dramaturgin Barbara Noth

Endspurt: Derzeit wird noch geprobt, in knapp einer Woche schon startet das Schauspiel Wuppertal mit der Premiere von Heinrich von Kleists Die Marquise von O… in die Spielzeit 2020/21. Nach der langen Pause folgt zum Saisonbeginn praktisch im Wochentakt eine Premiere und Wiederaufnahme auf die nächste. Ein straffer Zeitplan, aber vielleicht gerade jetzt auch ein Zeichen. „Corona hat in der Substanz getroffen“, so die Dramaturgin Barbara Noth. Und sie weiß auch: „Die Schauspieler wollen wieder spielen“.

von Larissa Plath

Als „sehr bunt und sehr inspirierend“ beschreibt Barbara Noth den aktuellen Probenbetrieb – trotz der vielen Einschränkungen, die den gewohnten Theateralltag mitbestimmen. Vor gut drei Wochen hat der Vorverkauf begonnen, die Rückmeldungen seien durchweg sehr positiv, erzählt die Dramaturgin. Dass das Theater die vergangenen Monate über gefehlt hat, macht sich nicht nur an den verkauften Tickets und Aboverlängerungen bemerkbar. Auch Anfragen von Schulen seien viele zu verzeichnen, besonders mit Blick auf das Weihnachtsstück. Den Hygienebestimmungen entsprechend dürfe der Besuch der Vorstellung zu einem Schulausflug im doppelten Wortsinn werden, wenn gleich mehrere Klassen einer Schule gemeinsam im Publikum sitzen.

Für die kommende Saison haben die Wuppertaler Bühnen ein eigenes Hygienekonzept entwickelt und den Saalplan der Spielstätten entsprechend angepasst. Mit dem vorgesehenen Sicherheitsabstand können so je zwei Sitze nebeneinander und insgesamt 75 Plätze im Theater am Engelsgarten und 160 Plätze im Opernhaus belegt werden (laut NRW-Verordnung dürfte nach derzeitigem Stand sogar jeder Platz besetzt sein). Die eigentlichen „Problemzonen“, so Noth, seien vielmehr der Einlass, das Foyer, die Treppenhäuser und Toiletten. Was fehlt ist auch „das Drumherum“ wie die Premierenfeiern und Publikumsgespräche.

„Wir haben den Spielplan so verwirklicht, wie geplant“

Dramaturgin Barbara Noth

Insgesamt stehen neun Premieren auf dem Spielplan: Mit Heinrich von Kleists Die Marquise von O… eröffnet das Schauspiel am 12. September die neue Saison, nur eine Woche später wird die ursprünglich für die vergangene Spielzeit vorgesehene Inszenierung von Romeo und Julia auf die Bühne im Opernhaus gebracht. Im Zeichen des Engelsjahres 2020 und in Kooperation mit dem Inklusiven Schauspielstudio zeigt ein zehnköpfiges Wuppertaler Ensemble Anfang Oktober Gerhart Hauptmanns Die Weber. Weitere Klassiker im Repertoire sind Anton Tschechows Drei Schwestern unter der Regie von Henri Hüster und Georg Büchners Dantons Tod in einer Inszenierung von Anna-Elisabeth Frick.

Mit Nora Abdel-Maksouds Komödie Café Populaire, Felicia Zellers erst im Januar 2020 uraufgeführten Stück Der Fiskus und dem Theaterthriller Waisen von Dennis Kelly wird der Spielplan komplettiert. Als Familienstück zur Weihnachtszeit steht in diesem Jahr Robin Hood von Henner Kallmeyer auf dem Programm, auch dieses Mal wieder in musikalischer Zusammenarbeit mit dem Wuppertaler Sinfonieorchester.

Konzeption des Spielplans

Ein „Corona-Spielplan“ sei das trotz allem nicht. „Wir haben die Besetzung nicht künstlich verkleinert“, erklärt Noth, „Corona wird aber durchaus in manchen Stücken thematisiert“. Nicolas Charaux’ Inszenierung von Romeo und Julia gehe ebenso auf die veränderten Spielbedingungen ein wie Die Weber unter der Regie von Martin Kindervater, beide in ganz unterschiedlicher Weise. Stücke wie Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner und Tod eines Handlungsreisenden, die am vorzeitigen Ende der letzten Spielzeit nur eine „Geisterpremiere“ hatten, werden in dieser Saison nachgeholt und vor Publikum gespielt.

Darüber hinaus werden weitere Projekte angestoßen und fortgeführt. Das aktuelle Jubiläumsjahr Engels 2020 greift das Schauspiel in seiner beliebten „Schnappschuss“-Reihe an ungewöhnlichen, an die aktuelle Situation angepassten Spielorten auf. Für das Saisonende ist eine Festivalwoche „open air“ rund um dieses spontane Theaterformat geplant. Einen weiterer Beitrag zum Engelsjahr wird mit dem „Engelsforum“ beigesteuert. Die schon vor Corona geplante Debatten- und Vortragsreihe findet wie ursprünglich vorgesehen im November und Dezember statt, laut Barbara Noth aber mit einem neuen Fokus; eines der zentralen Themen werden die Auswirkungen der Pandemie auf unser Zusammenleben sein.

Ausblick

Diese zeigen sich im Kleinen bei jedem Besuch im Theater und machen die kommende Spielzeit zu einer in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Saison. „Der Begegnungsraum Theater ist eingeengt“, so Barbara Noth, die Unbefangenheit fehle genauso wie der Austausch zwischen Publikum und Ensemble. Umso mehr freue sie „die Bestärkung durch die Zuschauer“, die Neugier und positiven Rückmeldungen mit Blick auf die bevorstehende Spielzeit 2020/21. Die Frage, auf welche Inszenierungen sie besonders gespannt ist, lässt sich für Noth nicht leicht beantworten. Was die Konstellation angeht, gehörten Die Weber auf jeden Fall dazu, aber auch Café Populaire in Zusammenarbeit mit der jungen Regisseurin Maja Delinić. Nicht zu vergessen: Der Tschechow-Klassiker Drei Schwestern mit dem in Wuppertal bekannten und bewährten Team um Henri Hüster und Hanna Rode. Das sei schon „etwas sehr besonderes“.


Weitere Infos zum Spielplan gibt es hier.

Die Tickets sind über die KulturKarte (0202 563 76 66) oder online erhältlich. Nicht vergessen: Studierende der BUW erhalten nach Reservierung freien Eintritt!