Buchtipps: Reiseliteratur

Das Reisen in (mehr oder weniger) ferne Gegenden ist leider momentan für die meisten nicht mehr als ein frommer Wunsch. Da das Wetter aber auch hierzulande teilweise tropische Formen annimmt, schnappen wir uns ein Buch und lassen uns in Fiktionswelten entführen, die vergessen machen, dass man sich eigentlich doch ’nur‘ auf dem heimischen Balkon befindet und den Cocktail selbst zubereitet hat.
Wir wünschen viel Spaß und eine erholsame Lesezeit mit unseren Romanempfehlungen, die ihre Leser*innen an reisewürdige Orte mitnehmen!

Anthoula empfiehlt:
Felicitas Hoppe – Hoppe

In dem gleichnamigen Roman Hoppe schreibt Felicitas Hoppe auf 326 Seiten ihre Traumbiografie: Sie erzählt von ihrer Kindheit als Einzelkind in Kanada, ihrer Leidenschaft zum Eishockeyspielen, der Auswanderung nach Australien auf einem Schiff mit ihrem Vater sowie ihrem späteren Leben in Amerika in den Städten Las Vegas und New York. Im Roman gibt es viele Anzeichen, die mit der Autorin Felicitas Hoppe zusammenhängen, wobei sie viele fiktive Elemente hinzufügt, wie z.B. die Sage um den Rattenfänger von Hameln, ihrer eigentlichen Heimatstadt. Hoppes fiktionale Biografie lässt die Leser in eine Welt aus Fiktion und Wirklichkeit eintauchen und durch die schönen Schilderungen an vielen verschiedenen Orten quasi mitreisen.

 

Larissa empfiehlt:
Verena Stauffer – Orchis

Ein intensiver Duft nach Vanille und Zimt, prachtvolle Blüten in allen erdenklichen Formen und Farben, helle Strände und üppiger Regenwald: In der exotischen Schönheit Madagaskars offenbart sich dem Botaniker und Orchideenforscher Anselm eine neue Welt. Mitte des 19. Jahrhunderts unternimmt er eine abenteuerliche Expedition, um den „Stern von Madagaskar“, eine seltene Orchideenart, zu finden. Was mit einer ausgeprägten Leidenschaft beginnt, wird für den jungen Wissenschaftler langsam aber sicher zu einer folgenreichen Obsession, die ihn bis nach China führen soll.

Orchis ist 2018 erschienen und der Debütroman der österreichischen Lyrikerin und Autorin Verena Stauffer. Sinnliche Landschaftsbeschreibungen und eine poetische, teils rätselhafte Sprache lassen zusammen mit einer Fülle von Details und geschickt eingearbeiteten historischen Begebenheiten das Bild einer vergangenen Zeit entstehen. Inwieweit Anselms traumhafte Reisen der Realität entsprechen und welche der Episoden Wunsch oder Wahn sind, bleibt in der Schwebe.

 

Lara empfiehlt:
Karen Köhler – Miroloi

Zugegeben: Die Geschichte um die namenlose Protagonistin in Miroloi sorgt bei Leser*innen nicht gerade für ein Gefühl der Erholung. Vielmehr steigert sich die Wut auf die beschriebenen Gesellschaftsstrukturen von Kapitel zu Kapitel (genannt „Strophen“) zusehends. Nichtsdestotrotz wird der grausamen, zur Verzweiflung treibenden Erzählung durch den Ort, an dem die Handlung spielt, ein wunderschönes Pendant gegenübergestellt. Der Handlungsmittelpunkt, der sich auf einer Insel befindet, trägt nicht umsonst den Namen „Schönes Dorf“. Die Bewohner verbringen ihr Leben im Einklang mit der Natur, ihr Tagesrhythmus orientiert sich am Auf- und Untergang der Sonne und an den Jahreszeiten. Ob es die ersten Blütenknospen im Frühjahr oder die Olivenernte sind: Den Beschreibungen der Natur wird eine nahezu liebevolle Aufmerksamkeit geschenkt, die wiederum im Kontrast zu den grauenvollen, frauenfeindlichen Ereignissen steht, mit denen die Inselbewohnerinnen sich konfrontiert sehen.Wer diesen Gegensatz ertragen kann, sollte die Protagonistin des Romans auf ihrer Reise begleiten.

 

Anthoula empfiehlt:
Elizabeth Gilbert – Eat, Pray, Love

Wer hat sie nicht gesehen, die Verfilmung mit Julia Roberts als Hauptdarstellerin in Eat, Pray, Love? Die Protagonistin Elizabeth entschließt sich ihren Mann zu verlassen. Auf Grund ihrer gescheiterten Ehe will die 30-jährige New Yorkerin eine lange Reise antreten und verschiedene Orte besuchen: In Italien lernt sie das Streben nach Genuss (Sprich, wie du isst), welches sie in 36 Geschichten erzählt. In Indien begleitet sie die Kunst der Meditation und des Betens nach den hinduistischen Regeln der heiligen Stätte. In Bali trifft sie einen jungen Mann namens Felipe, der ihr die Liebe und das Glück beibringt.

Eat, Pray, Love ist eine sehr schöne Reiseliteratur, die den Leser nicht nur in verschiedene Länder und Orte eintauchen lässt, sondern auch Anregungen für eine andere Lebensperspektive und einen Neustart ermöglichen.

 

Larissa empfiehlt:
Marcel Schwob – Manapouri. Reise nach Samoa 1901/1902

Marcel Schwob (1867-1905), französischer Schriftsteller und Übersetzer, war Teil des literarischen Umfelds von Alfred Jarry, Colette und Stéphane Mallarmé und blickte Mitte der 1890er einer erfolgreichen Karriere entgegen, als sich sein Gesundheitszustand zunehmend verschlechterte. Auf Anraten seines Arztes brach Schwob im Oktober 1901 zu einer Reise in die Südsee auf. Den Spuren seines Brieffreundes Robert Louis Stevenson folgend (dessen Reisebericht In the South Seas erschien 1896), erkor Schwob Samoa als Ziel aus.

Seine Erlebnisse und Erfahrungen auf dem Wasser und an Land – von Ägypten über Dschibuti, Ceylon und Australien bis nach Samoa – hielt der Schriftsteller in eindrucksvollen Briefen an seine Frau Marguerite Moreno und an Stevenson selbst fest. Marcel Schwobs Reiseberichte sind Zeitdokumente, die mehr als hundert Jahre später nichts an Faszination eingebüßt haben. Ergänzt wird die erstmals gesammelt in deutscher Sprache veröffentlichte Korrespondenz durch Schwobs poetologischen Essay über Robert Louis Stevenson, dessen Briefe an den Schriftstellerkollegen sowie durch ein informatives Nachwort des Herausgebers und Übersetzers Gernot Krämer.