Zum ‚Internationalen Kinderbuchtag‘ dreht sich bei unseren heutigen Buchtipps alles um Geschichten für die Kleinen. 1967 vom ‚International Board on Books for Young People‘ (IBBY) begründet, wird dieser Tag weltweit am 2. April, dem Geburtstag von Hans Christian Andersen, gefeiert. Mit ihrer Initiative verfolgt die gemeinnützige Organisation das Ziel, Kindern den Zugang zum Lesen zu ermöglichen sowie die Entstehung und Verbreitung von Kinder- und Jugendliteratur zu fördern. Ob Märchen, Abenteuergeschichten, Klassiker oder Gedichte: Wie wertvoll Bücher für junge Leser*innen sind, zeigt sich in diesen Tagen ganz besonders.
Larissa empfiehlt:
Beatrix Potter – Die gesammelten Abenteuer von Peter Hase
Das leuchtend blaue Jäckchen verrät sofort, welches Langohr sich da gerade an Lattich und Petersilie in Nachbars Garten labt: Vor über hundert Jahren stattete Peter Hase, der im englischen Original ‚Peter Rabbit‘ heißt und demnach eigentlich ein Kaninchen ist, Herrn Gregersens Gemüsegarten einen ersten Besuch ab. Seitdem ist dem vorwitzigen Peter so manche rasante Flucht vor dem tobenden Gärtner und dessen Harke geglückt; nicht weniger aufregend sind die gemeinsamen Ausflüge mit Cousin Benjamin Kaninchen oder die Treffen mit anderen tierischen Waldbewohnern wie Frau Igelischen, Eichhörnchen Nusper und Jemima Pratschel-Watschel.
Sie alle entstammen der Feder ihrer Schöpferin Beatrix Potter (1866-1943), die mit ihren Geschichten um Peter Hase und seine Freunde zu einer erfolgreichen Kinderbuchautorin im viktorianischen England wurde. Bis heute begeistern sich viele kleine und große Leser*innen für die ideenreichen Erzählungen und vor allem für die detaillierten, liebevollen Illustrationen Potters. Wer Peter noch nicht kennt oder ihm nach langer Zeit wieder einmal begegnen möchte, wird vielleicht bei einem Blick in das nächstgelegene Gemüsebeet fündig… Falls nicht, ist dieser Band mit seinen gesammelten Abenteuern eine hervorragende Alternative.
Anthoula empfiehlt:
Arne Rautenberg – Rotkäppchen fliegt Rakete
Ein süßer kleiner Gedichtband – Rautenberg spielt auf wenigen Seiten, die zudem mit Illustrationen von Jens Rassmus geschmückt sind, mit verschiedenen sprachlichen Mitteln. Fantastische und humoristische Welten entstehen durch seine einfallsreichen Wortspiele in Gedichtform, die sowohl Kindern als auch Erwachsenen ein Lächeln ins Gesicht zaubern: Rotkäppchen schießt mit einer Rakete ins All, eine Oma segelt im Wind, eine Biene und ein Kaninchen arbeiten in einer Fabrik an einer Maschine, 22 Hasen spielen Fußball, und wer nicht weiß, was Eisbären und Pandas sind, wird dies und noch viele weitere schöne Gedichte mit malerischen Illustrationen in diesem kleinen besonderen Kinderbuch wiederfinden.
Helena empfiehlt:
Otfried Preußler – Die kleine Hexe
Wer träumte als Kind nicht davon, bereits bei den ‚Großen‘ dabei zu sein? Diesen Traum hat auch die kleine Hexe von Otfried Preußler: Nichts sehnlicher wünscht sie sich, als an der Walpurgisnacht teilnehmen zu dürfen und mit den älteren Hexen auf dem Blocksberg herumfliegen zu können. Als sie erwischt wird, wie sie sich dabei unauffällig anschließen will, wird sie bestraft: Alle Zaubersprüche muss sie auswendig lernen und zudem versprechen, eine ‚gute‘ Hexe zu werden. Was das wohl heißt? Die jungen Leser*innen begleiten die kleine Hexe, während diese sich gemeinsam mit ihrem Raben Abraxas bemüht, ein Jahr lang nur gute Taten zu vollbringen. Unwissentlich kehrt sie dabei die Erwartung an eine ‚gute‘ Hexe, nämlich böse zu sein, ins Gegenteil um und muss sich am Ende vor dem erbosten Hexenrat dafür verantworten.
Preußlers Kinderbuch ist ein Must-Read für die Kindheit: Es erweist sich als eine multiperspektivische Betrachtung dessen, was zum ‚Großwerden‘ dazu gehört – nämlich nicht nur das bloße Dabeisein, sondern das Übernehmen von Verantwortung für das eigene, selbstbestimmte Handeln. Die geradezu krakeligen Illustrationen Winnie Gebhardts mögen zunächst eine Identifikation mit der Protagonistin erschweren, erweisen sich jedoch auch als Spiel mit der Erwartungshaltung der jungen Leserschaft und schaffen so eine Verbindung zur Geschichte.
Marajka empfiehlt:
Heidi Trpak – Willi Virus: Aus dem Leben eines Schnupfenvirus
Hatschi! Nahezu jeder Mensch hat schon häufiger das zweifelhafte Vergnügen gehabt, ihn zu treffen und über eine längere Zeit zu beherbergen. Ungewollt und manchmal auch unwissentlich selbst herbeigeführt: Willi Virus! Willi ist ein Schnupfenvirus, in Fachkreisen Rhinovirus genannt. Er stellt sich selbst in dem mit vielen Illustrationen gespickten Kinderbuch vor und erklärt kindgerecht, wie er aussieht (winzig klein) und dass Viren nur durch einen Wirt überlebensfähig sind und sich in diesem vermehren. Sein größter Feind ist die Impfung, denn sie sorgt dafür, dass sich Willi nur unter extrem erschwerten Bedingungen in seinem Wirt ein gemütliches Heim schaffen kann.
Willi erklärt den Kindern, welche Aufgaben ein Wirt hat. Er dient dazu, sich in andere Wirte ebenfalls ungefragt einzuladen. Es gibt unterschiedliche Arten, Willi zu verbreiten, z.B. durch das Niesen in die Hand, das Anfassen der Türgriffe und das Reiben mit den Händen im Gesicht oder das Bohren in der Nase. Auch benutzte und achtlos liegen gelassene Taschentücher sind eine tolle Entstehungsstätte für die Verteilung von Viren. Er erklärt aber auch ausführlich, was passiert, wenn er in den Körper eines Wirts eingedrungen ist und dort allerlei Schabernack betreibt und mit welchen Mitteln der menschliche Körper sich gegen ihn wehrt. Das Buch ist, auch unabhängig von „Corona“, sehr dienlich, Kindern auf humorvolle Art zu zeigen, wieso eine Niesetikette und häufigeres Händewaschen sinnvoll sind.
Wiebke empfiehlt:
Hilary McKay – Vier verrückte Schwestern
Die Schwestern Phoebe, Rachel, Naomi und Ruth sollen die Sommerferien bei ihrer Großmutter am Meer verbringen. Ein Albtraum für die vier, denn ihre Oma die Große verhält sich überhaupt nicht so, wie sie sich eine Großmutter vorstellen. Am schlimmsten aber ist, dass es dort fast gar keinen Lesestoff gibt und die mitgebrachten Vorräte viel zu schnell ausgelesen sind. Doch schnell wird ihnen klar, dass nicht alles so düster ist, wie es am Anfang aussah. Oma die Große, die sich bald als unerwartet nett entpuppt, scheint ein Geheimnis zu haben, dem es auf die Schliche zu kommen gilt.
McKay beschreibt die zunächst ungeliebten Sommerferien der vier Schwestern mit viel Humor. Jede Schwester hat einen ungewöhnlicheren Charakter als die Nächste. Trotz – oder gerade wegen – ihrer oft schrägen und unkonventionellen Art kann man fast nicht anders als die Vier ins Herz zu schließen.
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Weitere Empfehlungen, die vergnügliche Lesestunden versprechen: Die wunderschön illustrierten Geschichten von Ida Bohatta, die Paddington-Bücher von Michael Bond, … Unsere Liste könnte ewig fortgeführt werden, denn die bunte Welt der Kinder- und Jugendliteratur lädt dazu ein, von kleinen (und großen) Leser*innen entdeckt zu werden!