Buchtipps: Suit & Tie – Geschichten mit Stil

Wir nehmen die glamouröse Silvester-Stimmung mit ins neue Jahr und beginnen 2020 stilvoll: Die heutige Liste umfasst Buch- und Serientipps, die einen glanzvollen Auftritt hinlegen. Die Redaktion wünscht viel Spaß beim Lesen und Anschauen!

 

Lara empfiehlt:
Mad Men (Serie)

New York in den 1960er Jahren: Männer in schnieken Anzügen und mit Pomade in den akkurat frisierten Haaren werfen, rauchend und Hochprozentiges trinkend, Ideen für die nächste Werbekampagne von Marlboro durch den Raum. Noch akkurater frisierte Damen tippen auf ihren Schreibmaschinen und reichen Eiswürfel an. Inmitten der rauchgeschwängerten Szenerie bewegt sich Don Draper (gespielt von Jon Hamm), Protagonist der Serie und kreatives Ausnahmetalent der Werbeagentur „Sterling Cooper“, die der Haupthandlungsort von Mad Men ist.
Die Serie schafft es nicht nur, die fesselnde Atmosphäre der 1960er Jahre einzufangen, sondern gesteht den Figuren über insgesamt vier Staffeln hinweg teils unvorhersehbare Charakterentwicklungen zu. Fast nebenbei werden dabei, auf gelungene Weise, politische Ereignisse und gesellschaftliche Entwicklungen der Zeit in das Seriengeschehen eingeflochten. Wem das alles nicht Grund genug sein sollte, die Serie anzusehen, dem sei die schauspielerische Darstellung von Christina Hendricks in der Rolle der Sekretärin Joan Holloway empfohlen – stilvoller wird es nicht!

Larissa empfiehlt:
Miss Fishers mysteriöse Mordfälle (Serie)

Ein perfekt sitzender Cloche-Hut auf der seidig-schwarzen Bobfrisur, dazu ein perlenbesetztes Kleid oder ein exotischer Kimono – derart stilsicher wie Miss Phryne Fisher hat in der bisherigen (Fernseh-)Krimigeschichte wohl kaum jemand ermittelt. Im Melbourne der 1920er kann die selbsternannte Privatdetektivin mit ihrer unvergleichlichen Kombination aus Verstand und Charme und der Unterstützung ihrer Assistentin Dorothy so manchen Fall lösen.
Miss Fishers mysteriöse Mordfälle sticht nicht nur wegen der einmaligen Protagonistin aus der Flut an seichten Krimiserien mehr als positiv heraus. Phryne ist unabhängig, glamourös und Vergnügungen aller Art nicht abgeneigt, überhaupt punktet die Serie mit starken weiblichen Charakteren. Dabei kommt die Entstehung einer neuen Frauengeneration ebenso zur Sprache wie die Frage nach weiblicher Selbstbestimmung. All das sind Themen, die den unterhaltsamen Episoden Substanz verleihen und überzeugend das Bild einer Umbruchszeit zeichnen. Die Serie gehört zu den teuersten australischen Fernsehproduktionen: Kein Wunder, wenn man an die aufwändige Ausstattung und vor allem die traumhaften Kostüme denkt!

Janina empfiehlt:
Die Allmen-Krimis von Martin Suter

Der Protagonist in Martin Suters Allmen-Reihe ist eine wahrer Bonvivant, den Luxus anzieht, wie Motten das Licht. Als Privatier und Gründer von Allmen International Inquiries („The Art of Tracing Art“) ist Johann Friedrich von Allmen in der Welt der Schönen und Reichen eher zu Besuch, als wirklich zuhause: Sein Geschäft ist es, verschwundene und sündhaft teure Kunstschätze wie Vasen oder Gemälde wieder zu ihren sündhaft reichen Besitzern zurückzubringen. Er selbst schlittert wegen seines Hangs zu Dekadenz und seiner großen Risikofreudigkeit von einer finanziellen Krise in die nächste, sodass er sich von einer Villa auf das dazugehörige Gartenhaus verkleinern musste. Das hindert ihn jedoch niemals daran, stets wie jemand auszusehen, dem eine dicke Villa gehört: Erst wenn das Jackett unter dem Kamelhaarmantel sitzt, der Windsorknoten on fleek ist und ein letzter Blick in den Spiegel ihm bestätigt, dass der Scheitel an rechter Stelle ist, kann sein Arbeitstag beginnen. Genauso lässig und geschmackvoll wie Allmen ist auch der Schreibstil Martin Suters. Wer die Allmen-Bücher in der Hoffnung auf eine hochspannende und komplexe Handlung liest, könnte enttäuscht werden. Die ironisch-elegante Erzählweise entschädigt jedoch für so einiges.

Ben empfiehlt:
Hannibal (Serie)

Hannibal Lecter, der vielen spätestens seit Das Schweigen der Lämmer (1988) ein Begriff ist, wird vom FBI ausgerechnet zur Aufarbeitung von Mordfällen hinzugezogen, in denen diverse Menschen auf kurioseste Art und Weise getötet und „drapiert“ werden. Dass er, der seinen Hauptverdienst durch die psychotherapeutische Behandlung von traumatisierten oder neurotischen Personen verdient, selber zu kunstvoll geplanten Morden neigt und Teile seiner Opfer im Anschluss verspeist, hält er währenddessen geheim. Wer nun unappetitliche Szenen inklusive abgetrennter Körperteile erwartet, liegt allerdings falsch: Als Neuauflage von Thomas Harris’ Roter Drache (1981) inszeniert die Serie den fast schon zu sympathischen Psychiater und Kannibalisten als Liebhaber eines geschmackvollen Lebensstils: von der hingabevollen Zubereitung seiner Mahlzeiten über die hölzerne Vertäfelung des Speisesaals bis hin zu Bachs Goldberg-Variationen, die das Ambiente im Hause Lecters jeweils abrunden – mehr Klasse ist vor dem Hintergrund des eigentlichen Plots nicht möglich. Zudem wurde mit Mads Mikkelsen ein Schauspieler gefunden, dem die Rolle des formvollendeten Soziopathen wie auf den Leib geschneidert ist, sodass man der Serie die mit den Staffeln nachlassende Tiefe der Handlung durchaus verzeihen kann.