Im neuen Jahr lassen wir zwar Vergangenes hinter uns, wollen dabei aber die guten Dinge nicht unbedacht lassen. Deshalb haben wir für euch die Bücher zusammengestellt, die wir 2019 am liebsten gelesen haben und euch weiterempfehlen möchten.
Kommt gut ins neue Jahr; wir lesen uns am 10. Januar mit einer neuen Buchliste!
Lara empfiehlt:
Raphaela Edelbauer – Das flüssige Land
Der Unfalltod ihrer Eltern wirft die Protagonistion Ruth vollends aus der Bahn: Die sowieso schon labile Wissenschaftlerin mit ausgeprägtem Hang zur Selbstmedikation mit Psychopharmaka stürzt sich, nach einer Phase des Verharrens, kopfüber und kopflos in die Vorbereitungen der Beerdigung. Um diese dem Wunsch ihrer Eltern entsprechend ausrichten zu können, macht sie sich auf den Weg nach Groß-Einland. Die Suche nach dem Ort stellt ein Problem an sich dar und als sie ihn dann findet, geben seine Bewohner und nicht zuletzt ein mysteriöses Loch neue Rätsel auf.
Edelbauers Roman ist verworren, märchen- und rauschhaft. Raum bricht in sich zusammen, Zeit scheint ungeordnet zu vergehen oder keine Rolle zu spielen. Der Leser bleibt stellenweise orientierungslos zurück und hat Mühe, die Geschehnisse zu ordnen, doch gerade das ist es, was den Reiz des Buches ausmacht. Wer gerne von seiner Lektüre herausgefordert wird, wird mit Das flüssige Land seine Freude haben.
Nadine empfiehlt:
Haruki Murakami – Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah
In diesem Erzählband sind neun Kurzgeschichten des populären japanischen Schriftstellers versammelt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Tanzende Zwerge, ein professioneller Briefeschreiber, ein Rasen Student, der seinen Job an den Nagel hängt oder Menschen im Miniaturformat, die in fremde Wohnungen einbrechen, um dort einen Fernseher aufzustellen und diesen anzustarren: Bei Murakami vermischen sich grandios Realität und Absurditäten, Alltägliches und Surrealistisches. Das bereits 1995 ins Deutsche übersetzte Buch nimmt einen mit seinen Stories über Einsamkeit, Schicksal und die Liebe sofort gefangen und zeigt das Können des Autors in all seinen Facetten. Einziger Minuspunkt: Als ich die letzte Geschichte beendet hatte, wollte ich direkt mehr – und hatte keinen neuen Murakami zur Hand!
Anthoula empfiehlt:
Dee Henderson – The Negotiator
Dave Richman ist ein FBI-Agent, der sich keine Fehler erlaubt. Sein ganzes Leben beschützt er Personen und dasselbe tut er auch für Kate O’Malley, die es ihm nicht leicht macht. Das Auffinden von Bomben und Geiseln gehört zu ihrem Spezialgebiet. Kate bekommt eines Tages schwarze Rosen geschickt und wird seitdem von einem Unbekannten bedroht. Sie muss sich nun entscheiden, ob sie Dave vertrauen kann und er der geeignete Beschützer für sie ist. Den ersten Band der Buchreihe The O’Malley Series von Dee Henderson habe ich von einer lieben Freundin zu meinem Geburtstag geschenkt bekommen und ich wurde nicht enttäuscht. Der Roman ist spannend und reißt einen ins Geschehen hinein! Man kann es schwer zur Seite legen, vor allem, wenn einem actionreiche Bücher gefallen!
Larissa empfiehlt:
Robertson Davies – Der Fünfte im Spiel
Ein Dezembertag im Jahr 1908, zwei kleine Jungen, ein Schneeball, der sein eigentliches Ziel verfehlt und stattdessen eine unbeteiligte Dritte trifft: Von dort aus spannt der kanadische Schriftsteller Robertson Davies den Bogen einer Geschichte, die knapp sechs Jahrzehnte umfasst, von Kanada nach Europa und wieder zurück führt und das Schicksal mehrerer Personen verbindet. In Form eines langen Briefes verfasst, rekonstruiert der Roman das Leben von Dunstable Ramsay, einem Lehrer und passionierten Heiligenforscher, der gleichzeitig Protagonist und Erzähler ist.
Davies’ Der Fünfte im Spiel erschien erstmals 1970 und bildet den Auftakt zu seiner „Deptford-Trilogie“. Der Autor schöpft aus einem reichhaltigen Fundus an Themen und Motiven, er verknüpft Schicksal, Identität, Geschichte, Mythos und Magie zu einem alles umspannenden Erzählkunstwerk. Einmal begonnen, lässt einen der Roman nicht nur dank der eigentümlichen Geschehnisse so schnell nicht wieder los. Vor allem Davies’ elegante Prosa, die skurrilen Charaktere und eine besondere Komik machen für mich den Reiz dieser lohnenden Wiederentdeckung aus – definitiv eines meiner Lieblingsbücher in diesem Jahr. Ich freue mich darauf, die beiden Folgebände zu lesen!
Marajka empfiehlt:
Andy Merrifield – Die Weisheit der Esel. Ruhe finden in einer chaotischen Welt
„Inmitten von Eseln vergeht die Zeit langsamer. In ihrer Gesellschaft geschieht alles ruhig und methodisch. Es fällt schwer, ihren arglosen Blick zu vergessen, dem die Hektik der Welt fremd ist. Er strahlt Stille aus, verbreitet Stille. Die Gedanken nehmen ihren Lauf, man träumt, versetzt sich an einen anderen Ort und gleichzeitig bleibt man ungeheuer präsent.“
Andy Merrifield, Professor und Autor aus New York City, tritt eine Reise in die Auvergne an, um zur Ruhe zu kommen und zu entschleunigen. Doch er ist nicht allein: Der Esel Gribouille begleitet ihn, bzw. Merrifield begleitet Gribouille. Er bestimmt das Tempo, er bestimmt die Pausen und Merrifileld lässt sich langsam, aber stetig und mit wachsender Geduld auf die Ruhe und Gelassenheit, die Gribouille ausstrahlt, ein. Merrifield schafft es, durch seinen Reisebericht auf die LeserInnen die selbst empfundene Ruhe zu übertragen. Durch Lebensweisheiten und Zitate von Philosophen kann man beim Lesen in sich gehen und sich fragen, ob alles, was bisher in einer konsum- und leistungsorientierten Gesellschaft wichtig war, nicht an Bedeutung verliert. Dieses Buch ist auch für Nicht-Esel-Freunde geeignet. Spätestens am Ende des Buches angelangt, wünscht man sich eine lebenslange Freundschaft mit diesen klugen, sensiblen Tieren.
„In der Mitte von nirgendwo Eseln beim Grasen zuzusehen ist eine einmalige Erfahrung, vergleichbar mit einer Therapie oder einer Art Meditation. Ein australisches Sprichwort lautet: Wenn du Esel auf einer Wiese beobachtest, vergiss deinen Stuhl nicht. Man kann sie Stunde um Stunde beobachten – ein Anblick, der hypnotisch wirkt und süchtig macht […] Sie wirken unbeschreiblich ruhig und sanft. Hinter der Fassade des gekräuselten Fells, des undurchdringlichen Blicks aus den dunklen urteilslosen Augen spüre ich eine tiefe philosophische Gelassenheit und Stumme Seelenverwandtschaft.“