Es gibt viele Weihnachtstraditionen. Diese ist ein wenig anders.
von Kerstin Kiaups
Jedes Jahr verbringe ich Weihnachten in meinem Elternhaus, jedes Jahr packe ich ausgesuchte Feiertagslektüre in meine Reisetasche und jedes Jahr mache ich den selben Fehler. Ich überschätze die Menge, die ich während der Feiertage lesen kann. Oder vielmehr: Ich ignoriere unbelehrbar die Stimme der Vernunft, die genau weiß, wie viele Seiten ich bestenfalls in ein paar Tagen lesen kann und wie viele Tage ich davon tatsächlich auf der Couch sitzend mit Kriminalfilmen aus den 60ern verbringen werde, in der einen Hand Berliner Brot, in der anderen das DVD-Booklet. Aber jedes Jahr hege ich die Wunschvorstellung einer Weihnachtszeit voller guter Bücher, in der ich endlich all die Bücher lesen werde, die übers Jahr aufgeschoben wurden. Und daher packe ich meine Tasche, als wäre die Zeit um Weihnachten eine Anomalie im Raumzeit-Kontinuum.
Dieses Jahr lese ich vermutlich nicht:
Georges Simenon: Maigret und die junge Tote (Der französische Kommissar passt einfach in jede Lebenslage. Selbst wenn mich sonst kein Buch reizt, zum nächsten Band in dieser Reihe greife ich trotzdem.)
Mary Roach: Spook. Science tackles the afterlife (Wenn Roach ein Thema anpackt, ist es immer zu gleichen Teilen informativ und witzig. Egal ob Verwesung, Sex, Weltraumreisen oder, wie hier, das Leben nach dem Tod.)
Jeffrey Eugenides: Die Liebeshandlung (Seit seinem Debüt bin ich Fan von Eugenides. Dieses Buch steht seit seinem Erscheinen auf meiner Liste ganz oben.)
Alan Bradley: Flavia de Luce. Eine Leiche wirbelt Staub auf (Kein Weihnachten ohne cozy crime.)
Margaret Atwood: Die Geschichte von Zeb (Der letzte Teil der Maddaddam-Trilogie. Für schlechte Zeiten aufgespart, aber so langsam bröckelt meine Disziplin.)
Margaret Atwood: The Testaments (Die Fortsetzung zum Report der Magd. Mehr muss man dazu nicht sagen.)