Norwegen erlesen

Passend zur Frankfurter Buchmesse begeben wir uns (zumindest gedanklich) auf eine literarische Erkundungstour in den hohen Norden und präsentieren euch eine Auswahl an norwegischen Klassikern, Wiederentdeckungen und zeitgenössischen Romanen. Manche davon haben wir schon gelesen, andere stehen auf der Wunschliste oder liegen im Regal bereit und warten auf ihren Einsatz. Beim Lesen beginnt die Reise im Kopf – also auf zu einem Streifzug durch das diesjährige Gastland Norwegen!

Die schönsten norwegischen Märchen – Herausgegeben von Hans-Jürgen Hube und übersetzt von F. Bresemann und H.-J. Hube

Was für uns die Brüder Grimm, sind für die Norweger die beiden Märchensammler und -herausgeber Peter Christen Asbjørnsen und Jørgen Moe. Ihre ersten Sammlungen norwegischer Volksmärchen erschienen in den 1840ern und prägen die Kultur des Landes bis heute. Den Leser führen sie an raue Küsten, Fjorde und in zauberhafte Wälder, wo Trolle, Geister und so manch andere wunderliche Gestalt ihr Unwesen treiben.

Wider die Kunst – Tomas Espedal

Der aus Bergen stammende Tomas Espedal zählt gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Karl Ove Knausgård als einer der wichtigsten zeitgenössischen Autoren Skandinaviens. Espedals Romane verbinden meistens Fiktion mit der Verarbeitung von persönlichen Erlebnissen. So beschäftigt sich Wider die Kunst mit dem Tod seiner Ehefrau und dem Versuch, gemeinsam mit seiner Tochter mit der Trauer umzugehen. In diesem Prozess reflektiert er nicht nur seine eigene Familiengeschichte, sondern auch sein Schriftstellerdasein. Melancholisch, glasklar und doch poetisch lässt Espedal seine Leser an seinem Innersten teilhaben.

Das Lied vom roten Rubin – Agnar Mykle

In Norwegen sind seine Bücher Kult, hierzulande ist der 1915 in Trondheim geborene Agnar Mykle wenig bekannt. Sein Roman Das Lied vom roten Rubin, 1956 wegen obszöner und unmoralischer Inhalte per Gerichtsprozess verboten, wurde – vielleicht gerade aus diesem Grund – zu seinem bekanntesten Buch. Die Geschichte seines jungen Protagonisten Ask Burlefot wird von Mykle in der Tradition des Bildungsromans geschildert und zeichnet ein Portrait der Nachkriegsjugend.

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Selbstbestimmung – Hjalmar Hjorth Boyesen

1848 in Südnorwegen geboren, emigrierte Hjalmar Hjorth Boyesen 1869 in die USA. Dort lehrte er an bedeutenden Universitäten wie der Columbia University und veröffentlichte im Laufe der Zeit viele seiner Arbeiten, darunter Romane, Kurzgeschichten, Essays, und Kritiken. Boyesens Selbstbestimmung erschien 1893 und ist, wie die meisten seiner Werke, von der europäischen Moderne ebenso geprägt wie von der amerikanischen Erzähltradition: Ein verspielt-ironischer und gleichzeitig psychologischer Roman über eine junge Frau, ihr Streben nach Emanzipation und die daraus entstehenden Konflikte.

Durch die Nacht – Stig Sæterbakken

Im Jahr 2011, kurz bevor er Suizid beging, veröffentlichte Stig Sæterbakken seinen Roman Durch die Nacht. Ins Deutsche übersetzt wurde er allerdings erst in diesem Jahr, als zweites seiner Werke überhaupt. Er erzählt die Geschichte einer zerbrochenen Familie, die nach dem Tod des 18-jährigen Sohnes in Trauer versinkt. Sæterbakken ist ein intensiver und erschütternder Roman über die Themen Schuld und Sühne gelungen und darüber, wie leicht es ist, diejenigen zu verletzen, die uns am meisten bedeuten.

Scham und Würde – Dag Solstad

Im Mittelpunkt von Solstads Roman Scham und Würde steht Elias Rukla, ein Studienrat um die Fünfzig, der seit mehr als zwanzig Jahren Norwegisch unterrichtet und sich der Lektüre von Henrik Ibsen verschrieben hat. Eine besondere Entdeckung in Ibsens Gedicht „Wildente“ und ein Zwischenfall mit einem Regenschirm sollen Ruklas Leben von Grund auf ändern. Dag Solstad gilt als prägender norwegischer Gegenwartsautor und hat bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht. Einige seiner Romane liegen nun auch in deutscher Übersetzung vor.