von Larissa Plath
Komödie, Krimi, Thriller, Plot, Story, Figuren… Die Liste mit Stichworten, manche in rot, andere in grün oder blau geschrieben und thematisch nach Gruppen sortiert, wird immer länger. Eine Notiz nach der anderen hält Dozentin Ava Weis auf dem Whiteboard fest, damit im Eifer des Gefechtes nur ja kein Einfall verloren geht. 14 angehende „Filmemacher“, vier Tage und am Schluss: ein Drehbuch. Das alles geschieht nicht etwa in einer der großen Filmproduktionen, sondern in der „Drehbuch-Schmiede“ der Wuppertaler Junior Uni für das Bergische Land.
Tag zwei in der „Drehbuch-Schmiede“: Auf dem Plan steht die Entwicklung der Storyline – dafür muss das kreative Chaos an der Tafel und in den Köpfen sortiert werden, denn mit einer überzeugenden Geschichte steht und fällt jedes Filmprojekt. Die nötige Vorarbeit ist schon geleistet. Am ersten Tag des viertägigen Sommerferienkurses haben die Studierenden unter der Anleitung ihrer Dozentin die nötigen Theorien und Konzepte erarbeitet: Was genau bedeutet ‚Genre‘? Welche Figuren und Elemente sind typisch für Komödie, Krimi und Thriller? Was unterscheidet die ‚Story‘ vom ‚Plot‘? Am Ende hat man sich auf eine Gattung für das anstehende Junior Uni-Filmprojekt geeinigt. Ein Action-Thriller soll es werden, inklusive Geheimagenten, Psychopathen, Mafiosi und allem, was sonst noch dazu gehört.
Fast schon Stoff für einen Blockbuster, möchte man meinen. Die Studierenden, Mädchen und Jungen im Alter zwischen 11 und 14 Jahren, warten mit einer Idee nach der anderen auf, diskutieren, stimmen ab. Mal wird eine Entwicklung oder ein Detail für gut befunden, ein anderes Mal wird ein Vorschlag verworfen. Da ist Teamarbeit gefragt: „Es müssen 14 kluge Köpfe zu einer Drehbuch-Story zusammenfinden“, erklärt Junior Uni-Dozentin Ava Weis. Dem eigenen Plan zu folgen, dabei improvisieren und auf individuelle Wünsche eingehen zu können – so beschreibt die freiberufliche Journalistin und Fotografin ihre Aufgabe als Kursleiterin in diesem kreativen Schreibraum.
Mit ihrer Unterstützung nimmt das Projekt allmählich Gestalt an. Kaum sind die Haupt- und Nebenfiguren in groben Zügen entworfen, stehen auch schon weitere Entscheidungen an (von den Namen der Charaktere ganz zu schweigen): Wer ist gut, wer ist böse? Lässt sich der erdachte Plot-Twist logisch in die Handlung einfügen? Wie soll der Titel des Films lauten? Und was hat eigentlich ein „blaues Känguru“ in dem Film zu suchen, das aus unerfindlichen Gründen zu einem zentralen Element des Films geworden ist? Einige der künstlerisch versierten Studierenden haben an dieser Stelle schon längst zu Papier und Stift gegriffen, um einzelne Szenen als Storyboard zeichnerisch umzusetzen – auch im „großen“ Filmgeschäft eine wichtige Inspirationsquelle für Regisseure, Schauspieler und Kostümbildner, so Weis.
Die Kursleiterin hebt die Relevanz der Fachbereiche an der Junior Uni hervor. Fast 45 der mehr als 90 Kurse des Sommerferienprogramms der außerschulischen Bildungseinrichtung kommen aus den Fachbereichen Kunst und Kultur sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Auch Ava Weis steuert noch einen weiteren Kurs bei: Neben der „Drehbuch-Schmiede“ wird beim „Tatort Junior Uni“ ein spannender Krimi im Kurzfilm-Format produziert. Die Studierenden entwickeln in Eigenregie Szenen, drehen und schneiden anschließend das Filmmaterial. Ava Weis, die auch Kurse bei der Kulturellen Jugendbildung der Stadt Wuppertal gibt, arbeitet ständig an Ideen für weitere Projekte.
Zwei Tage „Drehbuch-Schmiede“ stehen den Nachwuchs-Filmemachern noch bevor: Zeit, um Dialoge und Szenen im Detail zu entwickeln und weiter an dem Projekt Action-Thriller zu feilen. Welche Rolle das „blaue Känguru“ dabei tatsächlich spielt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Denn wer weiß, ob das Drehbuch nicht in einem der kommenden Seminare filmisch umgesetzt und im Anschluss der Öffentlichkeit präsentiert wird… Film ab!