Buchtipps: Frühjahrslektüre

Endlich Frühling! Um die ersten warmen Sonnenstrahlen nach dem Winter zu feiern, geben wir euch heute ein paar Tipps für eure Frühlingslektüre mit ins Wochenende. Ob euch nach blütenzarter Prosa, einem Neuanfang oder märchenhaften Geschichten ist – wir haben da was vorbereitet.

Anthoula empfiehlt:
Hiromi Kawakami – Bis nächstes Jahr im Frühling

Im Roman Bis nächstes Jahr im Frühling erzählt die Autorin die Geschichte um eine zerbrochene Ehe der Protagonistin Noyuri. Sie ist seit sieben Jahren mit ihrem Mann Takuya verheiratet, der eine Affäre mit einer Frau namens Satomi hat und sich von seiner Frau scheiden lassen will. Als Noyuri einen anonymen Anruf erhält, trifft sie sich mit Satomi, die sich nicht die Scheidung des Ehepaares wünscht. Das Verhältnis würde Satomi nach einer gewissen Zeit sogar beenden, wenn Noyuri ihre Ehe aufrechterhalten will.

Ein wirklich schöner, knapper Roman auf 218 Seiten, der die Entwicklung einer traditionsgebunden Frau erzählt, die sich langsam von ihrem Rollenbild und Mann löst und unabhängiger wird.

Nadine empfiehlt:
Michelle Steinbeck – Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch

Loribeth kehrt in ihr Elternhaus zurück, tötet dort versehentlich ein spielendes Kind mit dem Bügeleisen, steckt es in den Koffer ihres Vaters und nimmt es mit auf ihre große Reise. Sie will ihren Vater finden und ihm diesen Koffer zurückgeben. Auf dem Weg in die rote Stadt, in der ihr Vater leben soll, begegnet sie einigen Gefahren, der Liebe und einer blauhaarigen Wahrsagerin mit einem haarigen Krokodil im Schoß, die Loribeth eine Prophezeiung überbringt.

Steinbecks Debütroman aus dem Jahr 2016 ist ein surreales Abenteuer mit (alb)traumhaften Szenarien über das Aufbrechen, das Ausbrechen und das Erwachsenwerden. Sprachlich wie inhaltlich unglaublich experimentierfreudig, ist das Buch ein bildgewaltiges und teils makaberes Spektakel voller Symbole, Motive und grotesker Erscheinungen; ein mutiges und unkonventionelles Werk, das seine Leser herausfordert.

Kerstin empfiehlt:
Banana Yoshimoto – Goodbye, Tsugumi

Auf Banana Yoshimoto ist Verlass. Was auch immer die japanische Kultautorin anfasst wird zum Schmuckstück und dieser kurze Roman bildet keine Ausnahme. Tsugumi war immer das, was man ein schwächliches Kind nennt, ständig krank und vom normalen Leben abgeschnitten. Trotz ihrer schroffen Art entwickelt sich zwischen ihr und der Erzählerin, ihrer Cousine Maria, eine ungewöhnliche Freundschaft, bis diese mit ihrer Familie aus dem Küstenort wegzieht. Erst als ein Anruf von Tsugumi ihr mitteilt, dass das Gasthaus von Tsugumis Eltern geschlossen werden soll, kehrt Maria für einen letzten Sommer zurück an den Ort ihrer Kindheit und zu Tsugumi. Yoshimotos kunstvolle Prosa, ihr Auge fürs Detail und ihr beneidenswertes Gespür für die feinen Nuancen ihrer Figuren machen diesen Roman (wie übrigens auch ihre anderen Romane und Erzählungen) zu einem gleichzeitig federleichten und gewichtigen Text über Liebe, Freundschaft, Trauer und Sehnsucht.

Lara empfiehlt:
Mark Henshaw – Der Schneekimono

Ebenso leise und bedächtig, wie sich der Frühling jedes Jahr ankündigt, indem Schneeglöckchen in zartem Grün durch die Erde brechen, ist Mark Henshaws Roman Der Schneekimono erzählt. Der Protagonist des Buches, Komissar Jovert, erhält einen Brief, den seine bis dahin unbekannte Tochter verfasst hat. Von diesem Moment an ist sein Leben von einer gewissen Unruhe bestimmt, die durch die Ankunft eines neuen Nachbarn namens Omura nur noch weiter genährt wird.
Schon bald konzentriert sich die Erzählung nicht mehr auf die aktuelle Lebenswirklichkeit der beiden Figuren, sondern lässt deren Erinnerungen wieder auferstehen. Die abwechselnd erzählten Episoden aus den Vergangenheiten der Männer kommen federleicht daher, obwohl die eine oder andere Passage inhaltlich schwerer nicht sein könnte. Wer den Worten Henshaws lauscht, den erwartet ein wendungsreiches und sprachlich fein abgestimmtes Spiel, das den Leser dazu einlädt teilzunehmen.