Weihnachten wird in vielen Teilen der Welt gefeiert und jede Region hält für die Feiertage ihre eigenenTraditionen bereit. Wir nehmen euch mit auf eine Reise, berichten euch von den schönsten und ungewöhnlichsten Weihnachtsbräuchen und wünschen auf diesem Wege frohe Weihnachten, bon Nadal, merry Christmas, vesel božič, vrolijk kerstfeest, hyvää joulua, Καλά Χριστούγεννα, ¡feliz Navidad!
Lara in Katalonien – Der Caganer und der Tió de Nadal
Während meines Auslandssemesters in Lleida durfte ich einige sehr ungewöhnliche Weihnachtstraditionen kennenlernen. Wer sich die Krippen in Katalonien etwas genauer ansieht, wird ein besonderes Figürchen darin bemerken: den sogenannten Caganer. Dabei handelt es sich um ein, meist abseits platziertes, Männchen, das – nun ja, sein großes Geschäft verrichtet. Passend dazu heißt der ungewöhnliche Krippengast wörtlich übersetzt „Scheißer“. Typischerweise trägt der Caganer die Bekleidung katalanischer Bauern, darunter die barretina, eine rote Mütze. Immer häufiger gibt es aber auch Miniaturen prominenter Persönlichkeiten in Caganer-Form zu kaufen, besonders beliebt sind Politiker.
Damit nicht genug: An Heiligabend ist es in katalanischen Familien Brauch, dass die Kinder sich um einen freundlich dreinblickenden, mit einer roten Decke bedeckten Baumstamm namens Tió de Nadal oder Cagatió versammeln. Dieser wird ab dem 8. Dezember mit Obst ‚gefüttert‘. Ihm wird unter dem Christbaum ein Lied dargebracht, von dem es zahlreiche Versionen gibt, je nachdem in welcher Region man sich befindet. Dann folgt der besinnliche Teil: Die Kinder schlagen mit Holzstöcken auf den immer noch lächelnden Cagatió ein, denn dann ‚scheißt‘ (man beachte die Ähnlichkeit zum Wort Caganer) er Süßigkeiten und kleine Geschenke, die die Eltern zuvor unter der Decke versteckt haben.
Anthoula in Australien – Weihnachten im Sommer
In Australien steigen in der Weihnachtszeit die Temperaturen auf bis zu 35 Grad. Die typischen weihnachtlichen Dekorationen und Weihnachtsbäume bleiben dabei nicht aus: bunt geschmückte Häuser, Straßen mit großen Weihnachtsbäumen in den Städten, volle Geschäfte; es läuft alles so ab, wie man es in der Weihnachtszeit gewohnt ist. Dennoch geschieht etwas ganz Besonderes in Down Under: An Weihnachten verteilt der Weihnachtsmann an den Stränden seine Geschenke an die Kinder (besonders beliebt ist die Bondi Beach in Sydney). Die Bescherung ist auch am 25.12., sodass die australischen Kinder nicht lange warten müssen.
Die meisten Familien essen Weihnachten zu Hause oder planen schöne Ausflüge an den Strand oder um zu picknicken.
Marajka in Slowenien – Sveti Miklavž, Potica und Pferdeweihen
Weihnachten in Slowenien gehört zu den wichtigsten Familienfeierlichkeiten im Jahr. Die Weihnachtszeit beginnt mit dem Sveti Miklavž, dem Heiligen Nikolaus. In der Adventszeit stellen Slowenen eine Krippe und einen Adventskranz auf, die meist aus Naturmaterialien selbst gestaltet werden, schmücken Tannenbäume und besprenkeln an Heiligabend ihre Häuser mit Weihwasser. Sehr religiöse Familien wiederholen dies an Silvester und am Tag der Heiligen drei Könige. Ein fester Bestandteil ist der Besuch der Mitternachtsmesse an Heiligabend, wo an diesem Tag auch von vielen Menschen in dem sehr katholisch geprägten Land die Messe mehrmals besucht wird. An Weihnachten gibt es ein spezielles, selbstgebackenes Weihnachtsbrot und Potica, eine sehr süße Nussrolle.
Normalerweise kommen die engsten Familienmitglieder am ersten Weihnachtstag zusammen, um gemeinsam zu essen, traditionelle Weihnachtslieder zu singen und sich gegenseitig zu beschenken. Der Besuch anderer Gäste ist dem 2. Weihnachtsfeiertag vorbehalten, da es heißt, dass der Empfang von Gästen am Vortag Unglück für das folgende Jahr bringt. Dabei sind die Menschen in Slowenien normalerweise sehr für ihre Gastfreundschaft bekannt, aber auch sehr abergläubisch.
Am 2. Weihnachtstag kann man im ganzen Land Pferdeweihen, meist in dörflichen Gebieten, besuchen. Damit soll den nützlichen und sehr verehrten Tieren im ganzen Land Gesundheit und Robustheit ermöglicht werden.
Inken in den Niederlanden – Sinterklaas
Als ich während meines Bachelorstudiums ein Semester in Kanada war, habe ich viel über Kanada gelernt. Was mir allerdings zum Thema Weihnachten am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist die niederländische Tradition des Sinterklaas. Meine niederländische Freundin Maaike hat mir und ein paar anderen internationalen und einheimischen Freunden davon erzählt. Aufgrund meines schlechten Gedächtnisses habe ich die Tage allerdings nochmal bei ihr nachgefragt, was es damit so auf sich hat.
Die Geschichte ist, dass Sinterklaas, zusammen mit dem Zwarte Pieten (dem schwarzen Peter, dessen Rolle in den Niederlanden heutzutage sehr umstritten ist, weil er von vielen Leuten als Sklave angesehen wird), am vorletzten Wochenende im November von Spanien mit dem Schiff in die Niederlande reist. Dann stellen die Kinder ihre Schuhe mit ihrer Wunschliste vor den Kamin oder vor die Tür. Eine Kleinigkeit für das Pferd von Sinterklaas darf auch nicht fehlen; manche Kinder bekommen bereits ein kleines Geschenk. Am Pakjesavond, dem 5. Dezember, also einen Tag früher als unser deutscher Nikolaustag, bekommen sie dann größere Geschenke. So geht das, bis die Kinder ungefähr acht oder neun Jahre alt sind. Im Anschluss wird ihnen die traurige Nachricht überbracht, dass Sinterklaas nicht existiert und die ganze Chose ändert sich. Es gibt zwar immer noch Geschenke, zum Beispiel auch in der Schule mit einer Art Secret Santa, aber vor allem werden nun Gedichte geschrieben. In den Familien gibt es also Geschenke für die Kleinen und Geschenke und Gedichte für die Großen. Da wir an der University schließlich schon groß waren, hatten wir also auch die Aufgabe, für die Person, die wir beim Secret Santa gezogen haben, ein kleines Geschenk zu besorgen und ein Gedicht, auf die Person abgestimmt, zu schreiben. Der Abend, an dem ich das Gedicht von meiner kanadischen Mitbewohnerin über mich gelesen habe, war einer der lustigsten während des ganzen Auslandssemesters! Da es mir an dichterischen Fähigkeiten mangelt, bin ich allerdings froh, dass wir die Tradition des Sinterklaas in Deutschland nicht haben, sondern lediglich als Kinder unsere Schuhe putzen mussten.
Annika in Finnland – weiße Weihnacht mit Glögi, Lachs und Sauna
Die finnische Weihnacht – dort Joulu genannt – ist weiß und durftet nach Tanne. Bei einem heißen Getränk, dem Glögi mit Rosinen und Mandelstückchen, wird in einer gemütlichen Runde am knisternden Kamin über das Lichtermeer der Friedhofskerzen geredet, die beim alljährlichen Gang zur Kirche zu bewundern sind. Das Essen wird serviert: Lachs in allen erdenklichen Varianten, der Rote-Beete-Salat, verschiedene Aufläufe, darunter Steckrüben-, Karotten- und auch der Leberauflauf. Zur Krönung des Festmahls wird der Weihnachtsschinken mit seiner knusprigen Senfkruste in die Mitte der Tafel gehoben.
Nach den obligatorischen Programmpunkten und der Weihnachtssauna muss eine Entscheidung getroffen werden: Wer spielt dieses Jahr den Weihnachtsmann, verkleidet sich gebührend und verteilt die Geschenke? Hoffentlich nicht ich.
Anthoula in Griechenland – Santa Basil, Kobolde und die Verkündung von der Geburt Jesu Christi
In Griechenland haben die Kinder etwas länger auf die Geschenke zu warten. Am 1. Januar kriegen die Kinder ihre Bescherung vom Santa Basil und nicht vom traditionellen Weihnachtsmann. Aber Weihnachten hat eine ganz besondere Bedeutung in diesem Land. Am Heiligabend gehen die Kinder von Haus zu Haus und verkünden mit ihren Weihnachtsliedern, den sogenannten Kalanda, die frohe Botschaft von der Geburt Jesu Christi und erhalten entweder Süßigkeiten oder Geld.
In der Zeit vom 24. Dezember bis zum 7. Januar muss man aber ganz besonders aufpassen, weil die Kalikanzari, kleine, schmutzige Kobolde, zu Besuch kommen. Jedes Jahr versuchen sie um diese Zeit die Weihnachtsstimmung zu zerstören und bringen die gesamte Wohnung durcheinander. Sie kommen aus der Erde hervor und da es ihnen nie gelingt, Weihnachten kaputt zu machen, verschwinden nach der Ankunft der Heiligen drei Könige wieder unter der Erde.
Lara in Spanien – El día de los Reyes Magos
In Spanien gibt es, anders als bei uns in Deutschland, die Geschenke erst am 6. Januar, dem Tag der Heiligen drei Könige – El día de los Reyes Magos. Dies ist besonders für kleine Kinder ein ganz besonderes Spektakel, da bereits am Abend zuvor für jeden der drei Könige ein Glas Likör und ein wenig Gebäck ausgelegt wird, an denen sich dann nachts die Eltern gütlich tun. Die Pferde oder Kamele bekommen ein wenig Hafer oder Brot. Am nächsten Morgen sind alle Leckereien verschwunden und die Kinder erkunden vorsichtig die Wohnung, immerhin könnten die Könige ja noch vor Ort sein. Die Bescherung der Geschenke findet dann noch vor dem gemeinsamen, ausgiebigen Frühstück statt. Unartige Kinder werden mit carbón, einem essbaren Stück Kohle, beschenkt.
Später am Tag besuchen die Familien einen der größeren oder kleineren Festumzüge, bei denen die Könige auf großen Wagen durch die Stadt fahren und mit Süßigkeiten werfen. Der Tag endet traditionell mit dem Roscón de Reyes, einem runden, sehr süßen Kuchen mit einem Loch in der Mitte. In den Kuchen werden eine Bohne und ein Porzellanfigürchen eingebacken. Wer in seinem Stück die Bohne findet, muss den Kuchen bezahlen. Wer auf die Porzellanfigur stößt, wird zum „König“ gekrönt.