Kurz bevor Halloween vor der Tür steht, dachten wir uns, dass wir mal eine andere Art der Gruselliste erstellen: wir erzählen euch heute von Büchern, die uns schon damals beim Lesen peinlich waren und es auch heute irgendwie noch immer sind. Mittlerweile können wir aber verschämt lachend darauf zurückblicken und stehen zu unseren Jugend- und Erwachsenensünden.
Lara empfiehlt:
E.L. James – 50 Shades of Grey (alle drei Teile! Tatsächlich!)
Der Beginn dieses literarischen Ausrutschers begründet sich in dem Bedürfnis, mitreden zu können. Plötzlich sprachen alle – unter vorgehaltener Hand, versteht sich – über dieses neue, anrüchige Buch. Wie sich herausstellen sollte, handelte es sich jedoch vielmehr um minderwertige, eher so halb-aufregende Lektüre, die der Feder einer motivierten Fan Fiction-Autorin entstammte.
Dass ich es nicht dabei belassen habe, nur den ersten Teil der Shades of Grey-Trilogie zu lesen, liegt an einem Thailand-Urlaub, in dem es mich auf eine mehr oder weniger einsame Insel verschlug, auf der es Tag um Tag nichts weiter zu tun gab, als in der Hängematte zu liegen und zu lesen. Was zunächst wie ein Traumszenario klingt, verwandelt sich in einen Albtraum, wenn zwar noch fünf Tage Resturlaub übrig, aber die letzten verbleibenden Romane auf dem E-Book-Reader die Fortsetzungen von 50 Shades of Grey sind. Ich plädiere an dieser Stelle also auf mildernde Umstände für mich und meinen Buchgeschmack.
Nadine empfiehlt:
Cecily von Ziegesar – Gossip Girl
Während andere sich in ihren Jugendjahren schon Kafka, Tolkien und weiteren anspruchsvollen Autoren widmete, frönte ich der seichten Unterhaltung durch Cecily von Ziegesars Buchreihe Gossip Girl. Die Bände begleiten Serena, Blair, Nate und andere New Yorker Teenager durch ihr Leben auf der Upper East Side, Drogen, Sex, Partys und ganz viel überschwänglicher Luxus inklusive. Stets begleitet von Gossip Girl, der unbekannten Quelle, die in Zwischenkapiteln ihre Beobachtungen per Blog festhält. Die Bücher waren sogar so unterhaltsam, dass ich sie immer wieder von neuem las (aber immer schön heimlich!). Die TV-Serie, die plötzlich alle gut fanden, kam allerdings nie an die Romane heran: zu poliert, zu perfekt wirkt die Welt dort; es fehlen Blairs Bulimie und Audrey-Hepburn-Obsession, die glatzköpfige Fotografin Vanessa und der existenzialistische Dichter Dan, dessen Lieblingswort „sterben“ ist, genauso wie Chuck Bass‘ Hausäffchen und all die wilden Begebenheiten, die für die Fernsehzuschauer gezähmt und durch verschiedenste überflüssige Liebeskonstellationen ausgetauscht wurden.
Die Buchreihe ist eigentlich das perfekte Guilty Pleasure für alle Leser, die sich mit Jugendliteratur anfreunden können. Absurde Charaktere sowie ein komplett augenzwinkernder Blick auf Hedonismus und verwöhnte Gören und eine ordentliche Prise Teen-Drama machen diese selbstironischen Bücher wirklich unterhaltsam – und um Längen besser als ihre TV-Adaption. Und trotzdem: dass ich die Bücher damals so gern gelesen habe, erwähne ich sonst eigentlich nie…also pssst!
Laura empfiehlt:
Sara Shepard- Pretty Little Liars
Vor drei Jahren ist Alison, die beste Freundin von Aria, Emily, Hanna und Spencer, plötzlich spurlos bei einer Pyjama-Party verschwunden. Doch auf einmal bekommen alle vier Mädchen SMS, die ihre dunkelsten Geheimnisse offenbaren. Und alle sind mit „A“ unterzeichnet… Die nun 16-teilige Serie der amerikanischen Autorin thematisiert das turbulente Leben der Freundinnen, das von den erpresserischen SMS auf den Kopf gestellt wird. In jedem Buch finden sie immer mehr Hinweise, wer sich hinter der Identität von „A“ versteckt. Und die Auflösung ist mehr als überraschend…
Eine kleine Jugendsünde, die sich noch im Bücherschrank versteckt. Doch das Buch hat mich als 14-jährige thematisch sehr angesprochen und war als „Einstiegs-Thriller“ ideal. Und auch noch heute werden die Bücher hin und wieder heimlich gelesen, da sie sehr viel spannender und komplexer als die gleichnamige TV-Serie sind.
Kerstin empfiehlt:
Katherine Alice Applegate – Animorphs- Die Invasion
„Never judge a book by its cover“. Definitiv nicht das Motto, nach dem mein 12-jähriges Ich Bücher ausgesucht hat. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ich von einem meiner Besuche der Buchhandlung mit dem ersten Band dieser Jugendbuchreihe zurückgekommen bin. Vor einem Hintergrund, der jedem Bildschirmschoner der späten 80er Konkurrenz machte, verwandelte sich ein apathisch dreinschauender Junge Schritt für Schritt in eine Echse. Die Handlung selbst war offenbar viel weniger markant und entsprechend lückenhaft sind meine Erinnerungen. Die Protagonisten (denn es ging um eine Gruppe von Kindern) konnten sich in Tiere verwandeln und nahmen dann die Welt durch den tierischen Filter aus Instinkten, Ängsten und Zielen wahr. Dass diese Fähigkeit von Außerirdischen stammte und die Kinder eine Rolle im Kampf gegen die Invasion durch andere Außerirdische spielten, hat erst eine Internetrecherche ergeben. Dennoch hat meine damalige Faszination gereicht, um Geld für mindestens drei weitere Bände auszugeben, alle mit ähnlich… auffälligen Covergestaltungen.
Julia empfiehlt:
Stephenie Meyer – Die Twilight-Saga
Was mittlerweile schon zum Inbegriff des ungeplanten Trashs verkommen ist, gehörte, als ich in der 10. Klasse war, zum guten Ton: Der erste Band, dessen damals noch harmloser Originaltitel Twilight im Deutschen durch den unpassenden Wortwitz Bis(s) zum Morgengrauen ersetzt wurde, machte die Runde und auch ich tauchte ein in die Geschichte eines ganz normalen Highschool-Mädchens, das sich Hals über Kopf in einen quasi vegetarischen Vampir verliebt, der in der Sonne glitzert. Die Überraschung: Was bescheuert klang, las sich gar nicht so verkehrt! Tut es wahrscheinlich auch heute nicht. Wie Bella und Edward sich kennenlernen, sich zunächst eisern aus dem Weg gehen – schließlich kann eine Liaison mit einem Vampir lebensgefährlich sein! – und sich schließlich doch näher kommen, immer mit angezogener Handbremse, übte selbst auf mich eine wahnsinnige Anziehungskraft aus – dabei war ich schon damals weder für Fantasy noch für Kitsch leicht zu begeistern. Was Stephenie Meyer schreibt, ist allein sprachlich natürlich alles andere als Hochliteratur und die Fortsetzungen wurden zunehmend abstruser (Über die Flitterwochen im vierten Band lasse ich mich an dieser Stelle nicht aus…), aber es machte schon Spaß, immer wieder in die bittersüße Welt des sympathischen Cullen-Klans abzutauchen. Und dann kamen Kristen Stewart und Robert Pattinson. Danke für gar nichts.