Buchtipps: Moderne Märchen

 

Die klassischen Märchen der Gebrüder Grimm oder Hans Christian Andersens sind allseits bekannter und beliebter Lesestoff. Doch nicht nur die Originale können ihre Leser verzaubern: Immer mehr moderne Märchenadaptionen der Klassiker sowie neu kreierte phantastische Erzählungen finden den Weg in unsere Buchhandlungen. Wir stellen euch vier aufregende, märchenhafte Bücher vor.

Nadine empfiehlt:
Neil Gaiman – Der Ozean am Ende der Straße

Als ein Mann für eine Beerdigung in sein Heimatdorf zurückkehrt, denkt er an seine Kindheit zurück und an das Abenteuer, das er damals mit Lettie Hempstock erlebte. Als die merkwürdige Haushälterin in sein Leben trat, sowie die drei Hempstock-Frauen, die uralte Geheimnisse und Kräfte hüteten – und als der Teich am Ende der Straße sich in einen Ozean verwandelte.

Neil Gaiman hat mit seiner Erzählung ein modernes aber gleichsam sehr zeitloses, düsteres Märchen geschaffen. In wunderschön-poetischer Sprache schildert er die mysteriösen Ereignisse und zeigt eine wunderbare Freundschaft zwischen den beiden Protagonisten. Ein stimmungsvolles Buch für Leser jeden Alters, die sich gerne von Literatur verzaubern lassen!

Kerstin empfiehlt:
Eowyn Ivey – Das Schneemädchen

Als Mabel und Jack irgendwann in den 1920ern nach Alaska auswandern um eine Farm zu führen, ist dies eine besondere Art der Flucht. Belastet vom unerfüllten Kinderwunsch und der Mischung aus Mitleid und Unverständnis, mit der Freunde und Familie sie behandeln, versucht das Paar in der Einöde ein neues Leben zu beginnen. Zwischen härter Arbeit und zermürbender Einsamkeit droht Mabel in ihrer Trauer zu ertrinken, während Jack nur hilflos zusehen kann – bis der erste Schnee alles ändert. Das Schneemädchen, das die beiden in kindlicher Freude gemeinsam bauen und mit einem roten Schal schmücken, ist am nächsten Morgen verschwunden. Kurz darauf beobachtet Mabel das erste Mal das zarte, kleine Mädchen, das plötzlich auf der Farm auftaucht, gewärmt von einem roten Schal. Hat Mabel den Verstand verloren?
Eowyn Ivey verbindet in diesem zauberhaften Roman das klassische Motiv des Schneekindes mit dem Leben und der Gesellschaft Alaskas am Beginn des 20. Jahrhunderts und kontrastiert auf wunderbare Weise märchenhafte Hoffnung und harte Realität.

Anthoula empfiehlt:
Nadin Hardwiger – Lucinderella

Lucinderella alias Cinderella – wer kennt nicht das Märchen von Aschenputtel, die von ihren Stiefschwestern und ihrer Stiefmutter gedemütigt wurde, bis sie ihren Prinzen traf?

Lucinda Lynette, eine erfolgreiche selbstständige Designerin aus Berlin, fährt zurück in ihr Elternhaus für den 70. Geburtstag ihrer Großeltern. Aus ihren Kindertagen hat sie jedoch keine guten Erinnerungen. Ihre Stiefschwestern und ihre Mutter, die ihre Kindheit zur Hölle gemacht haben, werden auch vor Ort sein.
Den Gedanken zurückzufahren verwirft sie auch sehr schnell, weil sie von David Priens, dem Juristen des Hauses, umgestimmt wird.
Ihre Stiefschwestern und ihre Stiefmutter ergreifen die Gelegenheit, um Lucindas Talent auszunutzen, schöne modische Kleider anzufertigen. Die Protagonistin lässt sich auf die Tyrannei erneut ein, weil ihre Großeltern nicht bei bester Gesundheit sind.
Ein wirklich schön geschriebenes kleines Buch, welches uns in die Welt der Mode führt und das Märchen des klassischen Werks Cinderella aus einem völlig anderen Blickwinkel beleuchtet.

Nadine empfiehlt:
Walter Moers – Ensel und Krete

Hänsel und Gretel reloaded – Kultschriftsteller Walter Moers (Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär, Die Stadt der träumenden Bücher) entführt das Geschwisterpaar in sein zamonisches Universum. Ensel und Krete, zwei Fhernhachenkinder, verirren sich während des gemeinsamen Familienurlaubs im Großen Wald, als sie vom Weg abkommen. Überall lauern dunkle Gefahren, aber auch allerlei hilfsbereite Lebewesen und Pflanzen. Werden die beiden Geschwister den Weg zurück finden oder geradewegs in die Klauen der gefürchteten Waldspinnenhexe laufen?

Walter Moers versteht es wie kein Zweiter, kreative Charaktere, Orte und Handlungen zu schaffen. Seine phantasievollen Geschichten aus der Welt Zamoniens begeistern schon seit 1999 Jung und Alt und auch Ensel und Krete bildet hier keine Ausnahme. Sprachgewaltig und -witzig nimmt sich Moers dem klassischen Märchen an und macht wieder einmal sein ganz eigenes Ding draus – inklusive Mythenmetzscher Abschweifungen, in welchen der fiktive Autor Hildegunst von Mythenmetz zu Wort kommt und pointierte Seitenhiebe gegen den Literaturbetrieb austeilt.