Buchtipps: Zeitreisen

Am 20. Juli öffnet die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Bergischen Universität Wuppertal ihre Pforten und lädt ein zum Studientag. Zur Einstimmung auf das Thema Zeitreisen stellen wir euch heute unsere Favoriten in den Buchtipps vor.

Anthoula empfiehlt:
Stephen King – Der Anschlag

Jake Epping, ein junger Englischlehrer einer High School, bekommt eine Einladung von Al, dem Wirt seines Stammlokals. Er gesteht Jake in seiner Vorratskammer ein Zeitportal zu haben, welches ihn in die Vergangenheit schickt. Nachdem Jake durch das Portal geht und eine Stunde in der Vergangenheit verbringt, ist er entschlossen, die Vergangenheit seines Schülers Harry, einem Krüppel, zu verändern.
Doch was für Folgen wird das mit sich bringen? Und ist etwas an der Theorie Als dran, Kennedys Leben zu retten, um den Vietnamkrieg zu verhindern? Je mehr Jake versucht, die Vergangenheit zu ändern, desto mehr wehrt sich die Zeit dagegen. Ein langatmiges und spannendes Buch zugleich, welches die Folgen und Veränderungen von Zeitreisen darstellt.

Nadine empfiehlt:
David Mitchell – Der Wolkenatlas

Von 1850 bis in eine postapokalyptische Zukunft streckt sich David Mitchells bekanntester Roman, der 2012 von den Machern der Matrix-Trilogie mit Stars wie Tom Hanks und Halle Berry verfilmt wurde. Sechs Menschen aus unterschiedlichen Epochen und Ecken dieser Welt, darunter ein Komponist im frühen 20. Jahrhundert und ein weiblicher Klon im Jahre 2144, begleitet der Leser in diesem Buch. Die einzelnen Schicksale an sich sind schon spannend genug erzählt, vor allen Dingen auch stilistisch sehr stark voneinander abgegrenzt, doch Mitchell versteht es meisterhaft, sie miteinander zu verknüpfen. Alles ist verbunden: eindrucksvoll konstruiert Mitchell einen Roman, in dem Charaktere und Motive immer wieder auftauchen und in dem ein großes Ganzes die einzelnen Fäden zusammenführt. Seine Verfilmung kommt nicht annähernd an die Qualität des Romans heran, was hauptsächlich daran liegt, dass sich Mitchells schriftstellerisches Können schlichtweg nicht filmisch darstellen lässt.

Kerstin empfiehlt:
Isaac Asimov – Das Ende der Ewigkeit

Wer ist nicht der Meinung, die Welt könne ein besserer Ort sein, wären gewisse Ereignisse nicht eingetreten. Die Atombombe nicht erfunden, Trump nicht gewählt, der nervige Sommerhit aus dem letzten Urlaub nicht komponiert. In Asimovs Klassiker der Science Fiction hat es sich eine Behörde namens Ewigkeit zum Auftrag gemacht, die beste aller möglichen Welten zu schaffen – ihrer Ansicht nach. Zu diesem Zweck entsendet sie Menschen wie Andrew Harlan, die die sorgfältig kalkulierten und strategisch perfekt durchdachten Änderungen in der Zeit vornehmen. Perfekt von der Ewigkeit indoktriniert vertritt Harlan die Werte und Grundsätze der Organisation, bis ihn die Gesellschaft einer jungen Frau alles in Frage stellen lässt. Während Harlan alles daran setzt, die Frau seiner Träume vor der Auslöschung zu retten und die Regel der Ewigkeit zu umgehen entspinnt sich ein von Asimov rasant und mitreißend arrangiertes Meisterwerk, dem es an nichts mangelt: Abenteuer, große Gefühle, spannende Dialoge, Enthüllungen und eine femme fatale wie aus dem Bilderbuch.

Janina empfiehlt:
Martin Suter – Die Zeit, die Zeit

2012 im Diogenes Verlag erschienen, unternimmt Martin Suter in diesem Roman ein recht einfaches, jedoch faszinierendes Gedankenexperiment, ein Spiel mit dem Konzept von Zeit.
Peter Taler, so gewöhnlich wie sein Name und seines Zeichens Buchhalter, lebt seit dem brutalen Mord an seiner Frau Laura in einer Art Dämmerzustand. Fernab von Arbeitskollegen, Freunden und Familie spielt er in der gemeinsamen Wohnung immer wieder den Tag ihres Verschwindens nach, in der Hoffnung sich an wichtige Details zu erinnern: Spaghetti Pomodoro, der Tisch gedeckt für zwei, im Hintergrund singt Amy Winehouse. Alles wie damals, aber irgendwas ist anders.
Der Protagonist wird aus seiner Lethargie gerissen, als er mitbekommt, wie sein schrulliger Nachbar Knupp versucht, die Vergangenheit zu ändern, um den Malariatod seiner Frau irgendwie rückgängig zu machen. Keine allzu große Sache für Knupp, denn die Zeit gibt es für ihn nicht:
„Die Zeit vergeht nicht, alles andere vergeht. Die Natur. Die Materie. Die Menschheit. Aber die Zeit nicht. Die Zeit gibt es nicht.“
Beflügelt durch die bizarre Theorie seines Nachbarn, hat Taler, der arme Tropf, nun wieder einen Lebenssinn gefunden: Den Mörder seiner Frau zu finden – und was hat er schon zu verlieren?
Martin Suter hat auch in diesem Roman bewiesen, dass er mit schlichten aber gekonnten Mitteln interessante Identifikationsfiguren (oder eben kleinbürgerliche Idyllen) erschaffen kann. Dass die Logik bei dem Rattenschwanz an philosophischen physikalischen Theorien oder Verschwörungstheorien an einigen Stellen ganz schön hinkt, verzeihe ich ihm als Kennerin gerne –und den Zeilen eines PUR Hits gemäß: „Komm mit mir ins Abenteuerland; der Eintritt kostet den Verstand“.