von Larissa Plath
Für die 11-Jährige Ellen, Protagonistin in Linda Boström Knausgårds Roman Willkommen in Amerika, ist Sprache ein Instrument der Macht, dem sie sich bewusst entzieht. Nach dem Tod des Vaters verstummt Ellen; sie fürchtet die Kraft ihrer Gedanken, misstraut der Wirkung des gesprochenen Wortes und beschließt fortan zu schweigen. Eindringlich beschreibt sie das erdrückende Zusammenleben innerhalb einer Familie, in der sich jeder auf seine Art vor der Wahrheit verschließt. Die Mutter, eine erfolgreiche Schauspielerin, ist bemüht, die Illusion einer lebensfrohen Familie aufrecht zu erhalten, der Bruder verbarrikadiert sich in seinem Zimmer und nimmt am gemeinsamen Leben nicht teil. Ellen wird zur schweigenden Beobachterin, die den Leser an ihren Gedanken teilhaben lässt und Einblicke in ihre widersprüchliche Gefühlswelt gibt. Die paradoxe Konstruktion der stummen Ich-Erzählerin, aus deren Perspektive berichtet wird, macht die besondere Intensität von Knausgårds Roman aus.
Willkommen in Amerika ist Linda Boström Knausgårds zweiter Roman und das erste Buch der schwedischen Autorin, welches ins Deutsche übersetzt wurde. Die Schauspielerin Julia Wolff, bekannt als langjähriges Mitglied des Schauspielensembles der Wuppertaler Bühnen, wird aus Knausgårds Werk lesen. Moderiert wird der literarische Abend von dem gebürtigen Wuppertaler Wolfgang Butt, der als freiberuflicher Übersetzer arbeitet und schon zahlreiche Werke nordischer Autoren übersetzte, unter anderem Romane von Arne Dahl und Henning Mankell.
Donnerstag, 10. Mai 2018, 19:30 Uhr, Eintritt 12/6 €
Café ADA, Wiesenstraße 6, 42105 Wuppertal