Neue Ausstellung: Von der Heydt-Museum entdeckt Jankel Adler wieder

Eines der Highlights der Ausstellung: DIe direkte Gegenüberstellung von Adlers Werken mit denen seiner Zeutgenossen. Hier: Otto Dix' "An die Schönheit" (1922) und Jankel Adlers "Der Künstler" (1927).

IMG_7799von Julia Wessel

Otto Dix, Marc Chagall, Paul Klee, Pablo Picasso – Jankel Adler. Obwohl der polnisch-jüdische Maler Mitstreiter und enger Freund bekannter Künstler war, wird die Rezeption seines Werks heutzutage oftmals von der seiner Zeitgenossen überschattet. Die neue Ausstellung im Wuppertaler Von der Heydt-Museum will diesem Phänomen entgegenwirken: Am 17. April eröffnet die erst dritte Retrospektive Adlers, die sein durch die nationalsozialistische Verfolgung zerrissenes Oeuvre zusammenfügt und im Kontext seiner zeitgenössischen Wegbegleiter dokumentiert.

Schicksale

Gehörte Adler in den 1920er Jahren zu den Pionieren der künstlerischen Avantgarde, der Abbildung einer linkspolitischen Aufbruchsstimmung nach dem 1. Weltkrieg, wurde er in den 1930er Jahren als polnischer Jude und Mitbegründer der Künstlergruppe „Jung Jiddisch“ zur Projektionsfläche für das nationalsozialistische Regime. In der Ausstellung „Entartete Kunst“, die 1937 in München und 1938 in Berlin stattfand, wurden zahlreiche seiner Werke ausgestellt und im Anschluss zerstört oder sie verschwanden. Bereits 1933 verließ Adler Deutschland und lebte im französischen und britischen Exil, bis er 1949 an Herzversagen starb.

Neben einigen Stillleben und Tiermotiven sind vor allem Menschen und ihre Schicksale der Fokus in Adlers Werk, deren Darstellung sich über die Zeit seines Schaffens stetig weiterentwickelte – nicht zuletzt durch den regen Austausch mit zeitgenössischen Künstlern. Dabei sind immer wieder Bezüge zu Adlers Biografie zu entdecken: In Portraits eingearbeitete hebräische Zeichen thematisieren das jüdische Leben und freskoartige Strukturen lassen Adlers Schaffen als Goldschmied und Graveur erahnen. In seinen späten, im Exil entstandenen Werken ist eine Metamorphose zu einem neuen weltoffenen Stil erkennbar, der sich selbst bei apokalyptischen Motiven in einer Leichtigkeit der Farbgebung und einer Öffnung des dargestellten Raums spiegelt.

Heimkehr

Die erste Retrospektive zu Jankel Adler fand bereits 1955 statt – ebenfalls im Wuppertaler Von der Heydt-Museum. Adler lebte selbst einige Zeit im damaligen Barmen und pflegte rege Kontakte zu Künstlergruppierungen in Köln und Düsseldorf. Nach einer zweiten Präsentation in der Düsseldorfer Kunsthalle 1985 ist die Wuppertaler Sammlung „Jankel Adler und die Avantgarde“ nun – mehr als 30 Jahre später – die dritte Ausstellung, die sich seinem Werk widmet.

In zweieinhalbjähriger Vorbereitung hat die Kuratorin Antje Birthälmer rund 200 Werke aus aller Welt zusammengetragen – eine anspruchsvolle Aufgabe in Anbetracht der zahlreichen verschollenen Werke. Einen entscheidenden Beitrag lieferte Jankel Adlers Tochter Nina, die dem Museum zahlreiche Briefe, Zeichnungen und Bilder aus seinem Nachlass zur Verfügung stellte. Das Ergebnis ist eine facettenreiche Ausstellung, die Adlers Werke ganz bewusst nicht einzeln zeigt, sondern in einen zeitgeschichtlichen Kontext setzt: Werke von Chagall und Dix bis hin zu Picasso gesellen sich zu denen Adlers und zeigen die wechselseitigen Einflüsse der Kollegen. Hierdurch wird einerseits deutlich, welche Themen die Künstler zu Adlers Zeit beschäftigten, andererseits betont diese direkte Gegenüberstellung, dass Jankel Adler trotz der geringen Rezeption keineswegs im Schatten seiner Zeitgenossen stand, sondern ihnen auf Augenhöhe begegnete. So ist das Ziel der kommenden Ausstellung laut Museumsdirektor Dr. Gerhard Finckh, Jankel Adler als Impulsgeber der Moderne „im internationalen Kunstgeschehen wieder sichtbar zu machen.“

Neben verschiedenen Themenführungen für die jüngsten und für erfahrene Kunstbegeisterte bietet das Begleitprogramm eine Vortragsreihe in der Begegnungsstätte Alte Synagoge. Tickets für die Ausstellung und die begleitenden Veranstaltungen können online oder an der Museumskasse erworben werden.

Jankel Adler und die Avantgarde
17.4. – 12.8.2018

Von der Heydt-Museum
Turmhof 8
42103 Wuppertal

Öffnungszeiten
Di-So 11-18 Uhr
Do 11-20 Uhr
Mo geschlossen

Preise
Tagesticket Ausstellung: 12 Euro, 10 Euro für Studierende
Tagesticket Ausstellung + öffentliche Führung: 14 Euro