Im Zeichen der Tuba: Sinfoniekonzert zwischen musikalischer Vielfalt und Instrumentenkunde

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von Julia Wessel

Das vierte Sinfoniekonzert der Saison und zugleich das letzte im Jahr 2017 bot zum gestrigen 3. Adventssonntag in der voll besetzten Historischen Stadthalle ein abwechslungsreiches Programm rund um eine ungewöhnliche Uraufführung. Den Auftakt gab das Wuppertaler Sinfonieorchester unter dem eleganten Dirigat von Generalmusikdirektorin Julia Jones mit Henry Purcells majestätischer Orchestersuite aus seiner 1691 uraufgeführten Semi-Oper King Arthur. Unter der reduzierten orchestralen Besetzung entfaltete nicht zuletzt das Cembalo den ganzen barocken Klang der Suite und eröffnete damit gebührend die vielseitige Zeitreise des Konzertvormittags.

Das Herzstück desselben galt einem untypischen Soloinstrument: der Tuba. Zum 30-jährigen Jubiläum des Melton Tuba Quartetts kam das brandneue Concerto grosso Nr. 1 für vier Tuben und Orchester des renommierten Komponisten Stefan Heucke zur Uraufführung. Die Komposition für diese ungewöhnliche Besetzung wurde von den Wuppertaler Bühnen, der Dresdner Philharmonie und der Buffet Group Germany in Auftrag gegeben. Vor der Präsentation lud Konzertdesignerin und -dramaturgin Ilka Seifert zu einer informativen Gesprächsrunde mit Stefan Heucke und Hartmut Müller, dem Tubisten des Sinfonieorchesters und zugleich Mitglied des Tuba Quartetts. Sympathisch gaben Komponist wie Musiker zu, mit dem Werk an ihre Grenzen gestoßen zu sein: Heucke, selbst kein Blechbläser, schrieb die Musik nicht nach der Spielbarkeit für die Tubisten, sondern so, wie sie letztlich im Ganzen klingen sollte. „Und wir müssen das ausbaden!“, kommentierte Müller mit einem Augenzwinkern.

Großer Auftritt für die Tuba

Nach dieser sehr persönlichen Einführung folgte die Darbietung des Concerto grosso: Ein spannungsreiches Werk, das zu Anfang in kurzen Sequenzen mehrfach Atem zu holen scheint, bevor sich ein harmonisches Wechselspiel zwischen den vier Tuben und der vollen Orchesterbesetzung entwickelt. Die vier Solisten beleuchteten mal einzeln und mal gemeinsam die sonst selten zur Geltung kommenden vielseitigen Klangfarben der Tuba, von düsterer Bedrohlichkeit bis zu getragener Feierlichkeit. Die filmische Komposition räumt jedoch auch weiteren Instrumenten kleine aber eindringliche Solomomente ein. So liegt ein wiederkehrender heller Glockenschlag über dem sanften Streicherklang, das Xylophon unterlegt ihn mit einem treibenden Rhythmus und die Harfe tritt in strahlenden Arpeggien hervor. Die Hauptstimme jedoch bleibt beim Protagonisten des Werks – der Tuba. Besonders die Streicher wussten trotz der großen Besetzung mit sanftem, aber doch präzisem Spiel beeindruckend in den Hintergrund zu treten. Eine gelungene Premiere, die bereits vor der Pause mit Standing Ovations belohnt wurde. Nach einer Zugabe von Rossini entließ das Melton Tuba Quartett das Publikum, bot allerdings auch während der Pause gleichermaßen Musik und Informationen über das blankgoldene Instrument: Musizierend wanderte das Ensemble durch die anschließenden Räume, in denen von Günter Hett bereitgestellte Vorgängermodelle der Tuba ausgestellt sind.

Vorweihnachtliche Klänge

Der Rahmen des Konzerts wurde schließlich mit der 7. Sinfonie in d-Moll von Antonín Dvořák geschlossen – ohne Tuba. Das 1885 uraufgeführte und für den Komponisten vergleichsweise wenig folkloristische Werk führte die Zuhörer nach dem informativen ersten Teil des Vormittags durch harmonisch aufgelöste Spannungen und feierlich ernste Momente, die unter dem gewaltigen schwebenden Adventskranz besonders zur Geltung kamen – bis hin zu der dramatischen Coda, in der das Wuppertaler Sinfonieorchester einmal mehr seinen einheitlichen Klang und seine dynamische Flexibilität zum Ausdruck brachte. Besser konnte man den 3. Advent kaum einläuten!

Heute Abend spielt das Sinfonieorchester noch einmal dasselbe Programm mit einer Konzerteinführung von Prof. Dr. Lutz-Werner Hesse. Karten sind über die KulturKarte (0202 563 7666) erhältlich. Nicht vergessen: Studierende der BUW erhalten nach Reservierung freien Eintritt!

4. Sinfoniekonzert des Sinfonieorchesters Wuppertal
Mo. 18. Dezember 2017, 20 Uhr (Einführung 19 Uhr)
Historische Stadthalle, großer Saal

Melton Tuba Quartett
Julia Jones, Dirigentin
Ilka Seifert, Konzertdesign


Programm:

Henry Purcell
King Arthur Suite, Z. 628

Stefan Heucke
Concerto grosso Nr. 1 für Tubaquartett und Orchester op. 82

Antonín Dvořák
Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70

 

Foto: Melton Tuba Quartett