Buchtipps – Das beste letzte Buch

Neuen Lesestoff zu finden, ist gar nicht immer so einfach. Empfehlungen à la „Kunden kauften auch…“ im Internet sind bisweilen doch sehr fragwürdig. Das Feuilleton schwärmt zur Zeit von den Nominierten des Deutschen Buchpreises? Langweilig! Falls der Buchhändler eures Vertrauens gerade im Urlaub ist, oder ihr trotz alledem einfach nicht weiter wisst, haben wir eine neue Kategorie für euch: Buchtipps.
Heute berichten unsere Redaktionsmitglieder von den Büchern, die sie zuletzt völlig vom Hocker gerissen haben – vom historischen Roman über die Dystopie bis hin zum Graphic Novel ist eine vielseitige Auswahl entstanden.

Lara empfiehlt:
Margret Atwood – „Der Report der Magd“

Warum sollte man ein Buch lesen, das deprimiert? Einem Verzweiflung, Ohnmacht und Misstrauen bis zum letzten Wort demonstriert? Gute Frage – und Magret Atwood liefert mit dem 1985 erschienenen Der Report der Magd prompt die Antwort: Es lässt Mit-Fühlen und erschafft Raum für den Gedanken „Was würde ich tun?“.
Unvermittelt findet der Leser sich in der Haut von Desfred wieder, einer Frau, die in der dystopischen Republik Gilead einer Gehirnwäsche unterzogen wurde und nun nur den Zweck erfüllen soll, einem einflussreichen Regimehöchsten Nachwuchs zu gebären. Menschlichen Beziehungen jeder Art wird die Freude genommen und spätestens wenn dem Leser langsam deutlich wird, dass Selbstmord eine valide Option für die Protagonistin darstellt, lässt sich die Erschütterung beim Lesen nicht mehr vermeiden. Der Report der Magd bietet Material zum Nachdenken: über Menschen, Entscheidungen, Pragmatismus und Moral.

Nadine empfiehlt:
Max Porter – „Trauer ist das Ding mit Federn“

Trauer ist das Ding mit Federn ist so ein kleines aber feines Buch! Nur 128 Seiten hat dieses Juwel, aber es ist eines der eigenartigsten und berührendsten Bücher, die ich in den letzten Monaten gelesen habe. Eine übergroße Krähe nistet sich bei einem Vater und seinen zwei Söhnen ein, nachdem sie ihre Frau bzw. Mutter verloren haben. Sie will so lange bleiben, bis die Familie den Verlust verarbeitet hat. Es ist ein außergewöhnliches Buch über den Tod, aber vor allem auch über das Leben, über Trauer und Verzweiflung, über das Weitermachen. Es ist poetisch, traurig, skurril und lustig gleichzeitig. Und die Krähe ist einer der kreativsten und bemerkenswertesten Protagonisten, die mir in der letzten Zeit begegnet sind!

Katia empfiehlt:
Diana Gabaldon – „Outlander“

Viele von euch werden bereits die Serie zu der Outlander-Buchreihe kennen und die Bücher kann ich euch wirklich wärmstens empfehlen. Dabei geht es um Claire, die knapp zwei Jahrhunderte in die Vergangenheit katapultiert wird. Wer von den schottischen Highlands begeistert ist, wird einiges Historisches dazu erfahren können. Freunde der Romantik dürfen sich ebenso freuen, denn davon gibt es, in erotisch-ästhetischer Weise, zu genüge. Diejenigen unter euch, die damit nicht viel anfangen können, sollten sich nicht abgeschreckt fühlen, denn die blutige Brutalität des schottischen 18. Jahrhunderts kommt hier auch nicht zu kurz.

Julia empfiehlt:
Eva Baronsky – „Herr Mozart wacht auf“

Bereits drei Jahre vor dem Erfolg von „Er ist wieder da“ ließ Eva Baronsky einen erstaunten Mozart im Jahr 2006 erwachen, in einem Wien voller ihm unerklärlicher Phänomene – doch zu seiner Freude auch voller Musik, die ihm ein Wegweiser durch die fremde Umgebung ist. Seine Wiederkehr kann für den jungen Wolfgang nur eines bedeuten: ihm wurde eine zweite Chance geschenkt, sein Requiem zu vollenden. Eine Mission voller Missverständnisse und bizarrer Begegnungen – kurzweilig und urkomisch. Das muntere Wesen und die altertümliche Sprache des Protagonisten lassen uns einen humorvollen Blick auf moderne Technik und heute alltägliche Gegenstände werfen. Die heitere Stimmung, die stellenweise überzeichneten Charaktere und der einfache Stil machen den Roman zu einer vergnüglichen Feierabendlektüre – schnell gelesen, viel gelacht.

Kerstin empfiehlt:
Neil Gaiman – „American Gods“

Ein Roadtrip durch die Vereinigten Staaten von Amerika mit Göttern ­– muss man mehr sagen? Falls ja: Gaiman präsentiert dem Leser ein schillerndes Bild des religiösen Flickenteppichs im größten Einwanderungsland der Welt. Jeder Gläubige, der amerikanischen Boden betreten hat, brachte auch seine Gottheiten mit in das Land. Seitdem leben die alten Götter unter uns. Im digitalen Zeitalter haben sie jedoch einiges von ihrem einstigen Glanz verloren und müssen mit ansehen, wie neue Götter ihnen ihr Revier streitig machen. So erzählt Gaiman mal humorvoll, mal zynisch aber immer mitreißend von den mehr oder weniger ins gesellschaftliche Leben integrierten Göttern, dem unausweichlichen Krieg, der ihnen bevorsteht und der Rolle, die ein Sterblicher dabei spielt. Wer also auch nur im Geringsten von Religion, Kulten, Sagen und Legenden fasziniert ist, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.

Kira empfiehlt:
Daniel Kehlmann – „Die Vermessung der Welt“

In diesem – nun, um was für eine Gattung handelt es sich bei der Vermessung der Welt eigentlich? Sagen wir: In diesem historischen/ biographischen Roman von Daniel Kehlmann wird der Leser abwechselnd von Alexander von Humboldt in die Wildnis Südamerikas und von Carl Friedrich Gauß unter den Sternenhimmel Niedersachsens mitgenommen. Dabei sind nicht nur die Entdeckungen der beiden weltbekannten, im 18./19. Jahrhundert lebenden Persönlichkeiten interessant, sondern vor allem auch die Entwicklung und der Umgang der Protagonisten mit ihren Mitmenschen. Während Humboldt inmitten der Gefahren des, bis dato, fremden Kontinents durch völlige Naivität und soziale Inkompetenz irritiert, verwandelt sich der Mathematiker Gauß zu einem wahren Misanthropen, der die Welt für ihre Unwissenheit verachtet und sich selbst in ein anderes Jahrtausend wünscht. Der Kultroman ist auf Grund seines Witzes also nicht nur für naturwissenschaftlich Bewanderte etwas, sondern in jedem Fall auch für alle anderen lesenswert.

Marcel empfiehlt:
Jason Lutes – „Berlin – steinerne Stadt“

Die Liebhaber ästhetischer, abstrakter und doch realitätsnaher Bilder sollten auf diesen Comic – oder Graphic Novel, wie man heute zu sagen pflegt– ein Auge drauf werfen.
Die Protagonisten, die Studentin Marthe Müller und der Journalist Kurt Severing, erleben die politischen und sozialen Wirrungen der letzten Jahre der Weimarer Republik in Berlin.
Mit diesem Historischen Comic gelingt es dem amerikanischen Autor Jason Lutes neue Maßstäbe im Comic-Genre zu setzen. Die historischen Ereignisse werden mit einer ausgedachten Liebesgeschichte geschickt und anschaulich verknüpft. Der Leser begleitet die Figuren und bekommt einen Einblick in die verschiedensten Milieus der Zeit. Oder: Bilder sagen durchaus manchmal mehr als Worte.

Anthoula empfiehlt:
Stephen King – „Menschenjagd – Running Man“

Wer sich bereits für die Buchreihe „The Hunger Games“ interessiert hat, wird dieses Buch nicht beiseite legen können!
King stellt mit seiner einmaligen Erzählweise den Überlebenskampf des Protagonisten Richards auf 241 Seiten dar. Ein Mann, der ums nackte Überleben kämpft, und von einer ganzen Nation gesucht wird. Ein Spiel, welches ihm das Leben kosten kann, und das alles, um seine kleine Tochter zu retten.
Auch diejenigen, die noch nie ein Buch von King gelesen haben, werden nicht enttäuscht sein!